Verleger, hört die Signale, denn Sie haben nur wenig Zeit, um diesen neuen Markt zu gestalten, lautete die Botschaft der Expertenrunde zum Thema E-Book auf der Verlagstagung der (zusammen mit KNO) marktführenden Verlagsauslieferung VVA.
Für Druck sorgte mit Gerhard Blum ein Manager aus der Musikbranche (Sony BMG), die bereits schmerzlich erfahren hat, wie schnell sich physische Medien in digitale Körperlosigkeit auflösen: In 10 Jahren werden, so Blums Prognose, 75% aller Haushalte ganz selbstverständlich E-Books nutzen; die Verleger müssten sich nur an den kurzen Erfolgszyklus von Handys und iPods erinnern. Und Ronald Schild, Geschäftsführer der Börsenvereinstochter MVB, lies es ebenfalls nicht an Deutlichkeit fehlen: Natürlich könnten Buchhändler auch ohne E-Books erfolgreich sein, „aber dann nennt man sie Antiquare“.
Dass es ernst wird, ist auch an den Verteilungskämpfen auszumachen und am Dissenz über Grundsatzfragen:
- Dass das digitale Volltextprojekt Libreka des Börsenvereins sich zum E-Book-Shop entwickelt (Start: 1. Halbjahr 2009) monieren immer mehr Marktteilnehmer. Bei der VVA-Tagung in Bensberg kritisierten sowohl Gastgeber Stephan Schierke als auch Gastreferent Wolfgang Bertrams (Mayersche) die Entwicklung von Libreka zur Vertriebsplattform.
- Auch die kürzlich vom Branchenparlament mehrheitlich unterstützte neue Börsenvereinspolitik, eine Preisbindung von E-Books ggf. gerichtlich durchzusetzen, wird nicht nur von Wissenschaftsverlagen abgelehnt. VVA-Chef Schierke: „Wer meint, eine E-Book-Preisbindung durchsetzen zu müssen, legt tatsächlich die Axt an die Preisbindung.“
Tagungsmoderator Hans Kreutzfeldt (Kreutzfeldt Electronic Publishing) verwies darauf, dass die Einnahmen der Verlage ohne Preisbindung nicht gefährdet würde; sie brauchten schließlich nur ihre Mindesterlöse zu definieren.
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