Mit der Studienreihe JIM (Jugend, Information, Medien) legt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) seit 1998 repräsentative Basisdaten zur Mediennutzung Jugendlicher im Alter zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland vor. Nun liegt die aktuelle Erhebung 2022 vor – und das Fazit fällt mit Blick auf die Nutzung von Büchern durchwachsen aus. Zwar halte sich der Anteil der Jugendlichen, die täglich oder mehrfach in der Woche Bücher lesen, stagnierend bei rund 32% – das ist auch der Wert der Vorjahresstudie. Doch 10 Jahre zuvor waren es immerhin noch 42%.
Die gute Nachricht: Insgesamt haben Bücher dennoch weiterhin einen festen Platz im Medienalltag von Jugendlichen. Neben den 32 % regelmäßigen Leser*innen, lesen 21 % innerhalb von 14 Tagen und 32 % innerhalb eines Monates ein Buch.
Der Anteil an Zwölf- bis 19-Jährigen, die nie lesen, ist etwas rückläufig und liegt bei 15 % (2021: 18 %). Wie im Vorjahr gaben 45 % der Jugendlichen an, zum Zeitpunkt der Befragung mit der Lektüre eines Buches beschäftigt zu sein. Obwohl vor allem Mädchen und junge Frauen lesen, ist der Anteil an Jungen, die einmal im Monat lesen, angestiegen (+14 PP). Und auch der Anteil der Nichtleser ist bei Jungen etwas zurück gegangen (-5 PP). Im Altersverlauf nimmt die regelmäßige Nutzung von Büchern in der Freizeit ab. Eine weitere zentrale Einflussgröße ist die formale Bildung der Befragten: während sich an Haupt- und Realschulen rund ein Viertel regelmäßig in ihrer Freizeit der Lektüre eines Buches widmen, ist diese Gruppe an Gymnasien mit 37 % deutlich stärker vertreten. Die Gruppe der Nichtleser ist umgekehrt bei Schüler mit formal niedrigerer Bildung stärker ausgeprägt (Haupt-/ Realschule: 19 %, Gymnasium: 13 %).
Sprach- und Lesekompetenz betroffen
Das Problem am konstant geringen Leseinteresse formulieren die Studienmacher so: Kinder und Jugendliche brauchen diese Lesepraxis, um ihre Sprach- und Lesekompetenz aufzubauen und zu festigen. Je ausgeprägter diese Kompetenzen seien, umso leichter falle es ihnen, Informationen aufzunehmen, zu verstehen und zu verknüpfen – in der Schule, aber eben auch im Medienalltag der jungen Menschen. „Damit unsere Gesellschaft und auch unsere Demokratie zukunftsfähig bleiben, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kinder das Rüstzeug bekommen, um sich selbstbewusst im Nachrichtendschungel zurechtzufinden“, so Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen.
Wie Kinder und Jugendliche zum Lesen motiviert werden können, ist dabei eine Frage, mit der sich die Stiftung Lesen beschäftigt. Dabei ist ein wichtiger Aspekt der Leseförderung, Kindern und Jugendlichen solche Angebote zu geben, die ihnen Spaß bereiten. Ob Buch oder E-Book, das Comic oder die Zeitschrift – Lesen ist vielfältig und kann an unterschiedlichen Interessenspunkten der jungen Menschen anknüpfen. Maas: „Deswegen nutzen wir in der Leseförderung sehr unterschiedliche Formate und Angebote. Mit unserem Projekt ‚Zeitschriften in die Schulen‘ zeigen wir etwa seit vielen Jahren erfolgreich, dass gerade Kinder und Jugendliche, die mit klassischen Leseangeboten nicht zum Lesen motiviert werden können, durch Zeitschriften einen leichteren Zugang finden.“ Das Projekt „Zeitschriften in die Schulen“ setzt die Stiftung mit ihren Partnern Medienverband der freien Presse (MVFP) und dem Gesamtverband Pressegroßhandel (GVPG) um. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass Jugendliche kostenfreien Zugriff auf zahlreiche, zielgruppengerechte Zeitschriften erhalten und sie im Unterricht lesen und besprechen können. „Insgesamt fächern wir unser Portfolio so breit wie möglich, um sowohl Kita- und Schulpersonal als auch das außerschulische Umfeld und Familien zu unterstützen. Unser Ziel ist es immer, niederschwellige Angebote zu schaffen, die einen echten Nutzen bringen.“ Der im Jahr 2021 geschlossene Nationale Lesepakt schließt zudem die Lücke zu Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sein Ziel: Kindern und Jugendlichen in Deutschland lesefördernde Umfelder schaffen, um die Lesemotivation und Lesekompetenz zu erhöhen.
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