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Johannes Laubmeier über »Das Marterl«

Johannes Laubmeier arbeitet als Schriftsteller, Reporter und Übersetzer in Berlin. Er war Finalist bei den British Journalism Awards 2017 in der Kategorie „New Journalist of the Year“. „Das Marterl“ (Tropen) ist sein Debüt. (Foto:Julia Sellmann)

In den aktuellen Frühjahrsprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 12 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Johannes Laubmeier.

Mein Roman in drei Sätzen

Ein Mann, der lange woanders gelebt hat, fährt zurück in den Ort seiner Kindheit in Niederbayern, um sich mit dem tödlichen Unfall zu beschäftigen, den sein Vater dort hatte. Mit den Büchern eines obskuren amerikanischen Dichters im Gepäck will er nach „Beweisen“ suchen, sagt er, nach etwas, das sich zehn Jahre später noch an das Passierte erinnert. Er findet dann auch etwas, irgendwo zwischen Feldern und Bierfesten, zwischen dem, was er erlebt und dem, an was er sich erinnert – wenn es auch vielleicht nicht das ist, was er gesucht hat. 

Mein Weg zu Tropen

Ich habe damals einem Freund von mir davon erzählt, dass ich überlege eine Geschichte über meinen Vater zu schreiben. Zwei Tage später rief er mich an und fragte, ob er Tom (Müller) davon erzählen dürfe. Am Abend schrieb mir Tom eine SMS und fragte, ob wir uns treffen wollen.

Das Verdienst meines Lektors

Tom Müller hat den Roman, der dieses Buch jetzt geworden ist, schon gesehen, als ich noch dachte, ich könnte nur Reportagen schreiben. Er hat mich eigentlich immer darin bestärkt, meinen Ideen zu vertrauen, egal wie seltsam sie mir im ersten Moment erschienen. Und er hatte eine wahnsinnige Geduld. Ich bin ihm sehr dankbar.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Eigentlich noch kaum einer. Ich habe einfach geschrieben.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Ich muss da zwei nennen, wenn ich darf: Als ich in Eichstätt studiert habe, eröffnete in meinem letzten Jahr dort ein Herr einen kleinen Buchladen, der nur aus zwei Räumen bestand. In einem stand ein Klavier und der Herr stellte dort Zeichnungen verschiedener Künstler aus, im anderen standen die Bücher. Ich ging eigentlich immer nur hinein und bat den Mann, mir etwas zu empfehlen. Das nahm ich dann mit. Ich weiß gar nicht, ob es den heute noch gibt, aber ich habe es dort immer sehr schön gefunden. In Berlin mag ich Do You Read Me?! sehr gerne, weil ich da eigentlich immer etwas finde, von dem ich, bevor ich hineingegangen bin, nicht einmal wusste, dass es existiert.

Meine Lieblingsautoren

Charles Olson natürlich, das merkt man vielleicht ein bisschen. Ansonsten liebe ich W.G. Sebald sehr und auch Wolfgang Büscher. Viel zu spät gelesen habe ich „Unrast“ von Olga Tokarczuk, das war großartig und ich freue mich sehr darauf, bald vielleicht genug Zeit für „The Books of Jacob“ zu haben. Und für immer und ewig natürlich Tolkien.

So lese ich

Sehr viel auf einmal und alles durcheinander.

Schreiben ist für mich

Eigentlich viel zu qualvoll, um es guten Gewissens als Beruf zu machen.

Wenn ich nicht gerade schreibe

spiele ich mit meiner Katze Schach. Er gewinnt aber immer, ich will mir deshalb bald ein neues Hobby suchen. Freue mich über Tipps.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Wie versöhnt man sich mit einer Heimat, an die man nicht mehr glaubt, deren Erbe und Einfluss aber in einem stecken, besonders wenn sie einem viel zu früh den Vater genommen hat? Dieser Frage stellt sich Johannes Laubmeier in seinem Romandebüt. Humorvoll und poetisch wie Joachim Meyerhoff oder Bov Bjerg, aber mit einem einzigar­tigen Ton, der die niederbayrische Herkunft und die englische Prägung des Autors auf unnachahmliche Weise verbindet.

Tom Müller, Verlagsleiter

Debütanten und Debütantinnen – im buchreport.magazin 1/2022

 

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