Worauf sollten Buchhändler im Vorfeld der Wahl eines Webshops achten? E-Commerce-Expertin und buchreport.webinar-Referentin Jördis Beatrix Schulz leistet Hilfestellung.
Im Online-Geschäft sind Usability, Checkout-Prozess und andere Zahlungsmöglichkeiten zentral, der Aufwand dafür kann mit dem Einrichten eines Warenwirtschaftssystems oder einer Kasse verglichen werden: Er dient auch dem Buchverkauf, hat aber mit der klassischen Tätigkeit eines Buchhändlers nicht viel zu tun. Der E-Commerce kann eindeutig mehr als eine Kasse oder ein WWS, die dann „nur“ Mittel zum Zweck sind: Kundenbindung, Markenstärkung, Kommunikation mit dem Kunden, Präsentation der Buchhandlung und der Mitarbeiter und noch vieles mehr.
- Vor der Entscheidung für einen Shop für die eigene Buchhandlung stehen verschiedene Fragen zur Beantwortung:
- Welche Kunden möchte ich mit meinem Online-Shop erreichen?
- Möchte ich einen reinen Shop oder auch eine Präsentation meiner Buchhandlung?
- Wenn ich meine Buchhandlung präsentieren möchte: Welchen Umfang soll diese Präsentation haben und wie viel Zeit bin ich bereit, dafür zu investieren?
- Welche Aufgaben möchte und kann ich selber übernehmen und welche einem Dienstleister überlassen? Dies gilt besonders bei Versand und Payment.
- Wie viel Kapital bin ich bereit, zu investieren (und ggf. auch zu verlieren)?
Die einfachste Lösung ist der OnlineShop vom Barsortimenter. Die Angebote sind gut und seriös, was im OnlineBereich besonders wichtig ist: Die Kunden bestellen nur bei Anbietern, denen sie auch vertrauen. Daher haben Buchhändler vor Ort die besten Chancen, ihre Stammkunden auch mit einem Online-Shop abzuholen, und wenn dann noch ein Gütesiegel hinzukommt, dann ist das ein guter Start.
Doch vergleichen lohnt sich. Die Präsentationen der einzelnen Anbieter sind „vertriebsgesteuert“, kaum eine Informationsbroschüre, die bis zu 40 Seiten umfassen kann, hat die typischen Fragen eines Buchhändlers genügend strukturiert beantwortet. Das gilt besonders für das Thema Kosten. Dabei gilt jedoch, dass die Angebote diesbezüglich so unterschiedlich sind, dass ein Vergleich sehr schwierig ist. Entscheidend bleibt die Ausrichtung, die Buchhändler wünschen und auf deren Basis ein Dienstleister auswählt werden kann.
Sind Buchhändler bereit, Zeit und etwas Geld zu investieren, dann lohnt der Blick auf einen individuellen Shop mit seinen Vorteilen: Eigener Newsletter mit eigenen Inhalten, wählbare Zahlungsmethoden und die Google-Auffindbarkeit sind nur einige Vorzüge. Das investierte Kapital kann sich durch geschicktes Neukundenmarketing durchaus rechnen.
Bei einem eigenen Shop brauchen Buchhändler fachliche Unterstützung. Der Service, den die Barsortimente mit ihrer fertigen Standardlösung bieten, muss bei der Erstellung eines eigenen Shops eingekauft werden. Da trennt sich auch schnell die Spreu vom Weizen, denn die wenigsten Shopsoftware-Angebote sind in der Lage, mit mehreren Millionen Titeln fertigzuwerden.
Ist der Shop fertig, kommt es aufs Marketing an. Allein durch das Vorhandensein eines Shops bestellt dort noch kein Kunde. Schreiben Sie die Online-Adresse Ihres Shops auf Visitenkarten, Kassenbons, Tippkarten, wo auch immer Sie es für sinnvoll halten. Und vergessen Sie das Social Web nicht. Fragen Sie jemanden, der sich damit auskennt. Keine Branche redet so gern über sich selber wie die Buchbranche.
Jördis Beatrix Schulz ist als Verlagsfachwirtin seit Jahren für den Buchhandel tätig. Sie war als Projektleiterin maßgeblich für den Shop der Mayerschen verantwortlich und beschäftigt sich heute mit dem E-Commerce, dem Social Web und allem, was digital ist. Im buchreport.magazin Mai/2014 (hier zu bestellen) hat Jördis Schulz gemeinsam mit Joachim Leser (Schulthess Juristische Medien) verschiedene Barsortimentslösungen und Eigenprogrammierungen analysiert.
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