Die Auswirkungen von Digitaldruck, eBooks und Onlinehandel auf die Branche sind immens. Revolutionär sind aber auch die Entwicklungen bei der Vermarktung von Büchern und eBooks in Zeiten von Facebook, Blogs und Co.
Dieser Tage veröffentlichte Steffen Meier einen viel beachteten Beitrag, in dem er den renommierten Digital-Evangelisten und Vordenker Gunter Dueck mit den Worten zitierte: „Was tut der Verlag eigentlich noch für mich?“ Laut eigener Aussage muss Dueck seine Leser lediglich via Social Media und über seine Homepage aktivieren und die halbe Auflage seines Buches ist so gut wie verkauft. Auch für Produktion und Distribution von Büchern und eBooks sieht er klassische Apparate nicht mehr als Gatekeeper. Tatsächlich werden Digitaldruck, eBooks und Onlinehandel die Herstellung und Verteilung von Büchern in den nächsten Jahren noch gründlich durcheinander wirbeln.
Inhalte werden heute ohne wirtschaftliches Risiko im Print-on-Demand Verfahren oder als eBook veröffentlicht. Der Onlinehandel triumphiert, während die großen Buchhändler ihre Verkaufsflächen verkleinern, gleichzeitig immer weniger Titel auf immer größere Stapel konzentrieren und so Platz für Non-Book Artikel, wie Spielzeug, DVDs und anderen Nippes schaffen.
Ein mindestens ebenso spannendes Thema ist die Vermarktung von Büchern und eBooks in Zeiten von Facebook, Blogs und Co. In der alten Welt galt es, die wenigen Schnittpunkte zum Feuilleton und zum Handelsmarketing zu kontrollieren. Das hat sich in weiten Teilen geändert. Tatsächlich ist es unter Branchenkennern schon lange kein Geheimnis mehr, dass teure Anzeigen in renommierten Tageszeitungen keine Bücher verkaufen, sondern bestenfalls dem Ego der Autoren schmeicheln. Und auch fünfstellige Werbekostenzuschüsse tragen ob des florierenden Onlinehandels immer weniger zum Offline-Verkaufserfolg eines Buches bei. Gleichzeitig ist die heutige Medienlandschaft so stark fragmentiert, dass breit versendete Werbebotschaften kaum noch zu den Lesern durchdringen.
Für Autoren gilt es deshalb mehr denn je, selbst eine Öffentlichkeit aufzubauen und dabei nicht nur zu „senden“, sondern einen Dialog zu starten und die eigenen Leser als Markenbotschafter zu motivieren. Anstatt der wenigen klassischen Schnittpunkte gibt es nun zahlreiche alternative Möglichkeiten, die Fans zu erreichen.
Eine Aufgabe, die persönlichen zeitlichen Aufwand bedeutet und nur schwer an Praktikanten und Volontäre delegiert werden kann. Nein, hier sind die Autoren selbst gefragt. Dies wird auch an dem Beispiel von Gunter Dueck deutlich: Er hat über seine eigenen Kanäle eine Öffentlichkeit aufgebaut, die er direkt erreicht und die wiederum die Botschaft seiner Bücher in ihre Kanäle weiter verbreitet. Auf seiner Website weist er nicht nur prominent auf seine Veröffentlichungen hin, sondern bietet auch eine kostenlose Leseprobe an. Er nutzt außerdem verschiedene soziale Netzwerke, bei Twitter folgen ihm beispielsweise über 6000 Nutzer, seine Facebook-Fanpage gefällt knapp 2000 Personen. So transportiert er seine Informationen durch verlässliche Multiplikatoren an eine interessierte Zielgruppe.
Dieser neuen Vermarktungslogik wollen wir auch mit der Konzeption von derneuebuchpreis.de gerecht werden. Der mit 20.000 € dotierte Award wird von Der Tagesspiegel, epubli, Stiftung Lesen und ZEIT ONLINE verliehen und zeichnet die besten Self-Publishing-Autoren aus. Bis zum 05. September können Autoren ihre Bücher noch nominieren und ihre Leser aktivieren, um möglichst viele Stimmen für ihr Werk zu sammeln. Um auf die Shortlist der Top 5 in den fünf Kategorien zu kommen, müssen sie eine eigene Öffentlichkeit aufbauen.
Die Abstimmung selbst erfolgt über eine eigens programmierte Facebook-Anwendung, die nicht nur eine sichere Abstimmung garantiert, sondern auch dafür sorgt, dass sich die Stimmen viral verbreiten: Jedes Mal, wenn ein Leser für einen Titel abstimmt, ist diese Aktivität in seinem Facebook-Profil sichtbar, was wiederum das Interesse der Facebook-Kontakte des Abstimmenden nach sich ziehen kann. Darüber hinaus stimmen die Leser nicht nur mit der Facebook-Anwendung für das Buch ab, sondern klicken auch häufig den „Gefällt mir“-Button bei der entsprechenden Publikation – Buch und Autor sind dadurch doppelt sichtbar. Weitere Unterstützung erhalten die Autoren auf der bereits 2010 gestarteten Plattform www.epublizisten.de. Unter der Überschrift „So verkauft man heute Bücher – Leser finden, Interesse wecken, Bücher verkaufen“ bekommen Autoren hier in zahlreichen Beiträgen, Tutorials und Gastkommentaren nützliche Tipps zu Buchmarketing im Allgemeinen, zu Online-Marketing, aber auch zu Coverdesign oder zur klassischen Pressearbeit. Anfang Juli haben wir passend dazu auch einen Ratgeber zu Buchmarketing und Social Media als kostenloses eBook veröffentlicht.
Wir freuen uns auf Autoren, die uns wissen lassen, ob ihnen derlei Trommel-Tutorials helfen!
Dr. Jörg Dörnemann ist seit Januar 2010 Geschäftsführer der Print-on-Demand- und Self-Publishing-Plattform www.epubli.de. Zuvor war er in der Geschäftsleitung des epubli-Mehrheitsgesellschafters Holtzbrinck Digital, bei MTV Networks und bei BCG.
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