Das Taschenbuch-Format gerät im Wettbewerb mit E-Books unter Druck. Droemer Knaur-Geschäftsführer Josef Röckl plädiert für eine Aufwertung.
Hardcover, Taschenbuch, Paperback und E-Book: Spätestens mit Einführung der neuen Paperback-Bestsellerliste und der Etablierung des E-Books im vergangenen Jahr stehen vier Formate als feste Größen nebeneinander auf dem deutschen Buchmarkt. Gleichzeitig lösen sich die geübten Zusammenhänge und Verwertungsketten zwischen den unterschiedlichen Formaten mehr und mehr auf. Beziehung und Gefüge zueinander müssen sich neu einpendeln. Das stellt auch die Verlage vor neue Herausforderungen. Wir müssen aufhören, allen Formaten die gleichen Erfolgsstrategien auferlegen zu wollen. Jedes einzelne Format für Handel und Endkunden braucht klar erkennbare Charakteristiken!
Mehr Originalausgaben
Vor 50 Jahren hat Knaur den Taschenbuchmarkt mitbegründet. Heute gilt es dem Abwärtstrend des Marktes entgegenzuwirken und den von vielen befürchteten Niedergang des Taschenbuchs zu verhindern.
Selbstverständlich kommt es immer wieder zu Verschiebungen im Markt. Aber: Selbst bei signifikant steigenden E-Book-Absätzen wird das Taschenbuch auf absehbare Zeit mit das wichtigste Marktsegment bleiben. Hierzu muss jedoch eine Rückbesinnung auf Qualität statt Quantität stattfinden, Klasse statt Masse.
Taschenbücher haben nach wie vor ganz große Vorteile, die Leser auch in Zukunft schätzen werden. Das sind vor allem die Handlichkeit sowie der günstige Preis. Dem steht das Image des Taschenbuchs als nicht aktuelle Zweitverwertung entgegen. In unserer schnelllebigen Welt muss dieses Image aufpoliert werden. Für den Erfolg des Taschenbuchs sind – neben guter Ausstattung und fairem Preis – Qualität und Aktualität die wichtigen Voraussetzungen. Dies bedeutet für uns vor allem den Wandel zu mehr Originalausgaben im Taschenbuch.
Dieser wichtige und grundlegende Wandel wird bei Knaur bereits offensiv umgesetzt: Machten Erstverwertungen im Taschenbuch in den vergangenen Jahren etwa 30 bis 50% der Neuerscheinungen aus, werden es in Zukunft bis zu 75% sein. Das aktuelle Jubiläumsprogramm besteht zu 100% aus Originalausgaben mit besonders hochwertiger Ausstattung. Das heißt, der Kunde erhält beste und vor allem aktuelle Qualität zu einem attraktiven, fairen Preis. Die elektronischen Ausgaben werden übrigens nicht günstiger angeboten.
Das Billig-Image ablegen
Durch solch hochwertige Ausstattungen mit besonderer Haptik und Optik in Kombination mit inhaltlicher Qualität kann das teils „billige“ Image des Taschenbuchs abgelegt werden. Dass dieses Umdenken gelingt, zeigt sich beispielsweise auch in der Akzeptanz der Medien. War früher die Besprechung eines Taschenbuchs im Feuilleton eher unwahrscheinlich, finden heute gute Taschenbücher den Weg in diese „Bastion des Geistes“.
aus: buchreport.magazin 4/2013
Josef Röckl (37) ist seit September 2011 kaufmännischer Geschäftsführer von Droemer Knaur. Nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann beim Callwey Verlag und einem BWL-Studium war er 2002 beim Reed Elsevier-Verlag Urban & Fischer als Business Controller tätig, bis er 2008 als kaufmännischer Leiter zu arsEdition wechselte.
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