Zum ersten Mal wurde der Deutsche Verlagspreis an 67 unabhängige Verlage verliehen. Im Rahmen einer Abendveranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse wurden der Hädecke Verlag aus Weil der Stadt, der Kookbooks Verlag aus Berlin und der Verlag Spector Books aus Leipzig als beste Verlage mit einer Prämie in Höhe von jeweils 60.000 Euro ausgezeichnet.
Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), hatte im Oktober 2018 angekündigt, nach dem Vorbild des Deutschen Buchhandlungspreises den Deutschen Verlagspreis auszuloben. Der Bund stellt 1,5 Mio Euro für die Auszeichnung bereit.
Bei der Preisverleihung würdigte Grütters das Engagement der kleineren und mittleren Verlage. „Ohne sie wäre die Buchkultur in Deutschland um einiges ärmer – und damit auch das Spektrum an Meinungen und Perspektiven im öffentlichen Diskurs“, betonte die Kulturstaatsministerin. Der Preis sei auch als Rückendeckung für kleine Verlage in Zeiten bedrohlicher Konzentrationsentwicklungen auf dem Buchmarkt zu verstehen. Die Freiheit des Wortes brauche das dauerhafte Engagement überzeugter Demokraten, so Grütters. „Sie braucht weiterhin verlegerischen Mut, Weltverständnis und Liebe zur Kultur – für die Kraft des besseren Arguments, für publizistische und literarische Vielfalt und für eine Lesekultur, die diesen Namen auch verdient.“
Aus insgesamt 312 Bewerbungen hat eine Jury die Preisträger ausgewählt. Entscheidende Kriterien waren dabei neben dem eigentlichen Verlagsprogramm das kulturelle Engagement des jeweiligen Bewerbers, die Umsetzung innovativer Projekte oder eine besonders hohe Qualität der verlegerischen Arbeit gewesen.
Verliehen wurde der Preis in drei Kategorien:
Drei herausragende Verlage erhalten für die besondere Qualität, Nachhaltigkeit und Innovationskraft ihrer Arbeit Gütesiegel und Prämien in Höhe von jeweils 60.000 Euro.
- Hädecke: Der Verlag sei „eine Oase in der Wüstenei der Kochbuchszene“, so die Jury. „Bei Hädecke lässt sich erfahren, wie die Welt schmeckt.“
- Kookbooks: Der Verlag habe die deutschsprachige Literaturlandschaft wie kein anderer Verlag von Grund auf verändert: „Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieser Verlag für die Dichtung des 21. Jahrhunderts steht, aber auch in der essayistischen Prosa neue Maßstäbe gesetzt hat“, heißt es in der Begründung.
- Spector Books: Der Verlag überzeugte durch das klare verlegerische Konzept und dessen internationale Ausstrahlung. Die künstlerisch anspruchsvollen Bücher würden nach Auffassung der Jury „selbst zur Bühne und Plattform des formalen und inhaltlichen Austauschs.“
60 weitere Verlage werden für ihre hervorragende Leistung mit einem Gütesiegel und jeweils 15.000 Euro ausgezeichnet:
- Alexander Verlag Berlin
- Argobooks
- Argument Verlag mit Ariadne
- ars vivendi
- AvivA Verlag
- Berenberg Verlag
- binooki Verlag
- Buchkinder Verlag
- BuchKunst Kleinheinrich
- cass verlag
- CulturBooks Verlag
- Deutscher Architektur Verlag
- Edition Assemblage
- Edition Faust
- Edition Nautilus
- Elfenbein Verlag
- Felix Meiner Verlag
- Frankfurter Verlagsanstalt
- Guggolz Verlag
- Anton Hiersemann Verlag
- Verlagshaus Jacoby & Stuart
- konkursbuch Verlag
- Kröner Verlag
- Kulturverlag Kadmos
- kunstanstifter – Verlag für Illustration
- Lehmstedt Verlag
- Liebeskind
- Lilienfeld Verlag
- Mabuse-Verlag
- mairisch Verlag
- mareverlag
- MaroVerlag
- Matthes & Seitz Berlin
- mikrotext
- Mitteldeutscher Verlag
- Mixtvision
- Peter Hammer Verlag
- Poetenladen Literaturverlag
- Psychiatrie Verlag
- Reprodukt
- Schirmer/Mosel Verlag
- Schöffling & Co. Verlag
- Secession Verlag
- speak low
- supposé
- Theater der Zeit
- Transit Buchverlag
- Tulipan Verlag
- Verlag für Berlin-Brandenburg
- Ventil Verlag
- Verbrecher Verlag
- Verlag Das Wunderhorn
- Verlag Hermann Schmidt
- Verlag Klaus Wagenbach
- Verlagshaus Berlin
- Vittorio Klostermann
- Voland & Quist
- Walde + Graf
- Weidle Verlag
- zu Klampen Verlag
Ein undotiertes Gütesiegel erhalten Verlage, die mit ihrem durchschnittlichen Jahresumsatz über 3 Mio Euro pro Jahr liegen.
- Reclam
- Schwaneberger Verlag
- Wissenschaftliche Buchgesellschaft
- Edition Michael Fischer
Zur Jury unter Vorsitz des Literaturkritikers und Fernsehmoderators Denis Scheck gehören die Germanistin und Literaturkritikerin Insa Wilke, die Buchgestalterin Iris Farnschläder sowie die Literaturübersetzerin Patricia Klobusiczky und ihr Kollege Hinrich Schmidt-Henkel. Weitere Mitglieder sind der Verantwortliche für Business Development bei der Frankfurter Buchmesse Lars Birken-Bertsch sowie der Buchhändler und Bookstagrammer Florian Valerius.
Im Vorfeld gab es Kritik an der Preisverleihung. Einige Verlage, die von Grütters nicht mit einem Teil des Preisgelds bedacht wurden, fühlten sich benachteiligt und warfen ihrer Behörde unprofessionelle Patzer sowie gravierendes Fehlverhalten vor (hier mehr). U.a. musste die Gewinnerliste nachträglich korrigiert werden, weil in der ersten Version fälschlicherweise die Edition Michael Fischer (EMF) in der Riege der Kleinverlage mit einem Jahresumsatz von unter 3 Mio Euro gelistet worden war (s. hier).
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