Weil die Buchhandelskette Lira in Ungarn Exemplare der Coming-of-Age-Buchserie „Heartstopper“ ohne Schutzumschlag präsentiert hatte (und damit das Blättern darin ermöglicht hatte), belegte das Regierungsamt die Kette mit einer Geldstrafe von umgerechnet 32.000 Euro. Es sei die bisher höchste Strafe gegen ein Buchhandelsunternehmen in Ungarn, wie es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) heißt.
Dieses Vorgehen betrachtet auch die Arbeitsgemeinschaft der Jugendbuchverlage (avj) mit Sorge. Die Initiative hat eine Protestnote formuliert, die nun an das Regierungsamt der Hauptstadt Budapest geschickt wurde.
Im Wortlaut.
Die avj e.V. hat als Interessensvertreterin von über einhundert Kinder- und Jugendbuchverlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit großer Verwunderung zur Kenntnis nehmen müssen, dass die ungarische Buchhandelskette Lira mit einer Geldstrafe von umgerechnet ca. 32.000 Euro belegt werden soll, weil sie eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jungen in ihren Filialen anbietet, die nicht in Folie verpackt war.
Es darf nicht sein, dass Homosexualität in einem Mitgliedsland der Europäischen Union, die sich auch als Wertegemeinschaft versteht, auf solch eine Weise sanktioniert wird und es Buchhandlungen verboten werden soll, Bücher anzubieten, die der Europäischen Menschenrechtscharta entsprechen. Nicht umsonst wurde „Heartstopper“ von Alice
Oseman in Deutschland 2023 mit einem der wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreise, dem Leipziger Lesekompass, ausgezeichnet.
Die avj spricht daher Lira ihre volle Solidarität aus und ruft ihre Mitgliedsverlage auf, für den Fall, dass die Geldstrafe rechtskräftig werden sollte, auch ein finanzielles Zeichen dieser Solidarität zu setzen.
Kommentar hinterlassen zu "Jugendbuchverlage schicken Protestnote nach Budapest"