Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ lädt ihre Leser online zu einem Literaturexperiment. „Wir wollen über Bücher reden und streiten, wie es seit Jahrhunderten in Kaffeehäusern, Salons, Seminaren und Wohnzimmern geschehen ist.“ Jetzt sollen aber die Möglichkeiten des Internet genutzt werden, um Buch, Debatte, Redaktion und Leser miteinander zu verknüpfen, meldet die Zeitung.
Zu finden ist die Diskussionsplattform unter der Adresse www.faz.net/Lesesaal. Dort stellen Feuilletonredakteure interessante Bücher in Form von Besprechungen vor, schreibt Jürgen Kaube. „Die Kooperation mit den jeweiligen Verlagen erlaubt es uns, diesen längeren Textabschnitt auf unserer Website zur Verfügung zu stellen. Leser, die ihn kommentieren wollen, das ganze Buch kommentieren wollen oder in ein Gespräch untereinander über beides treten möchten, können das mittels der von [Kooperationspartner] Sobooks entwickelten Technologie tun.“
Die „FAZ“ verspricht sich vom Lesesaal Diskussionen, Beobachtungen und Urteilsbildung. „Und nicht zuletzt: einen kleinen Beitrag zur Widerlegung der Thesen vom Ende des Buchzeitalters wie von den zentrifugalen Wirkungen des Internets.“
Schon einmal hatte die Zeitung mit einem ebenfalls Lesesaal genannten Online-Projekt auf sich aufmerksam gemacht. Ab 2008 wurden Foren zu Romanen eröffnet. Den Anfang machte „Die Wohlgesinnten“ von Jonathan Littell, es folgten Lesesäle zu Martin Walsers Roman „Ein liebender Mann“, Jutta Limbachs „Hat Deutsch eine Zukunft?“ und Ulrich Wehlers „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“ sowie zum Deutschen Buchpreis 2008. Kurz nach dem Start des „Reading Rooms“ registrierte die „FAZ“ hohe Klickzahlen, das Forum zu Littell hatte in vier Wochen 1 Mio Seitenabrufe generiert. Aus Kostengründen wurden ab 2009 allerdings keine neuen Lesesäle mehr gestartet.
Kommentar hinterlassen zu "Kaffeehaus 2.0"