Die Buchverlage wehren sich gegen eine „Zwangslizenz“ ihrer E-Books für Bibliotheken. Denn die hätte wirtschaftlich „katastrophale Folgen“, erklärte Nadja Kneissler, die am Montag als Vorsitzende des Verleger-Ausschusses im Börsenverein wiedergewählt wurde. Mit Blick auf die absehbar beginnenden Koalitionsverhandlungen für die Bildung der neuen Bundesregierung wird zur Frankfurter Buchmesse eine Kampagne starten, die die Positionen von Autoren, Verlagen und Buchhandel für „faire“ Lizenzen deutlich machen soll. Es ist die Antwort auf die seit Jahren laufende Kampagne des Deutschen Bibliotheksverbands, der das Ziel verfolgt, dass Bibliotheken jedes E-Book wie gedruckte Bücher einkaufen und verleihen können.
Bisher werden E-Books von den Verlagen lizenziert, bei Bestsellern häufig zeitversetzt, um die Download-Verkäufe nicht zu beeinträchtigen. Trotz dieser Einschränkung wachsen die Nutzungszahlen der Bibliotheks-„Onleihe“ steil, weil die Nutzer für den Bibliotheksjahresbeitrag in Höhe eines durchschnittlichen E-Book-Preises ein Jahr beliebig viele E-Books frei ausleihen können.
Christian Schumacher-Gebler (Bonnier) verweist darauf, dass die Verlage mit den Bestsellern ihre Programme finanzieren und auch niemand verlange, dass das neue „James Bond“-Video eingestellt werde und jeder für eine Jahrespauschale darauf zugreifen könnte: „Es gibt eine Anzahl von Büchern, die wir nicht von Anfang an in die Bibliotheken einstellen können.“ Und die Branche müsse aufpassen, dass im Zuge der Koalitionsverhandlungen nicht aus Unwissenheit Fehlentscheidungen getroffen werden.
> Zum komplexen Thema des E-Lending siehe die ausführlichen buchreport-Analysen unter https://www.buchreport.de/go/e-lending/.
Dieser Artikel wurde am 13.10. aktualisiert. In einer früheren Fassung stand fälschlicherweise, dass Nina George im Bundesvorstand des VS wäre.
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