Vier Wochen, nachdem Hachette UK in Großbritannien als erste der großen britischen Verlagsgruppen verbindliche Verkaufspreise für seine digitalen Bücher eingeführt hat, ist der Vorstoß immer noch Tagesgespräch. Neuerlich angefacht wurde die Diskussion durch Amazon.co.uk, der vor wenigen Tagen in einem Brief an seine Kindle-Kunden heftigen Widerstand gegen dieses sog. Agenturmodell angekündigt hat.
Amazon spielt die Pricing-Karte, warnt vor Preiserhöhungen für E-Books der Hachette-Verlage und fordert Kunden auf, „mit den Füßen“ abzustimmen und E-Books anderer Anbieter zu kaufen. Vorerst ist das jedoch gar nicht nötig, denn noch bietet der Online-Händler Hachettes digitale Bücher weiter zu seinen eigenen Preisen an. So kostet Michael Connellys Thriller „Nine Dragons“ (Orion) im Kindle Store 3,49 Pfund, bei Apple, der dem Agenturmodell seit Einführung des iPads folgt, dagegen 5,99 Pfund. Ansonsten sind E-Book-Titel der Verlagsgruppe derzeit Mangelware, denn die Buchhändler Waterstone’s und The Book Depository, der Medienhändler WH Smith und der Supermarktriese Tesco haben aus Protest alle digitalen Hachette-Titel vorerst entfernt.
Hinter verschlossenen Türen verhandelt Hachette mit den verärgerten Händlern, die sich ihre E-Book-Preise nicht vorschreiben lassen wollen. Die Ankündigung, dass es nur eine „kurze Übergangsphase von Großhandelskonditionen zum Agenturmodell“ geben wird, war vielleicht doch etwas vorschnell. Interessierte Beobachter sind die anderen britischen Publikumsverlage, die ebenfalls mit dem Agenturmodell flirten, aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen haben.
aus buchreport.express 42/2010
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