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Kanon Verlag stoppt Auslieferung von »Oh Boy«

Im Kanon Verlag ist gerade das Buch „Oh Boy“ erschienen, eine Sammlung von Texten über das große Feld toxischer Männlichkeit und männlicher Täterschaft. Der Sammelband, in dem unter anderem der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2022, Kim de l’Horizon, einen Text beisteuerte, hatte sich gerade in der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover Sachbuch auf Rang 36 platziert, wird aber in der jetzigen Form nicht mehr verkauft. Der Verlag hat den Vertrieb gestoppt, wie er nun mitteilt. 

Der Grund? Mitherausgeber Valentin Moritz hatte in dem Buch einen eigenen Beitrag über sexuellen Übergriff aus Täterperspektive verfasst, einen sehr selbstreflektiven Beitrag. Die ohnehin schon intensiv diskutierte Veröffentlichung war gegen den ausdrücklichen Wunsch der Betroffenen erfolgt, die sich in der Folge ebenso öffentlich dagegen wehrte. 

Nach einer kurzen Bedenkzeit reagierte der Verlag zum Wochenende. Man habe die Entscheidung zur Buchveröffentlichung noch einmal „gründlich überdacht“ und werde in der Konsequenz zunächst die Auslieferung des Buches gestoppt, zudem würden alle digitalen Formate und eventuelle Nachauflagen des Buches nur noch ohne den kritischen Text von Moritz veröffentlichen. „Wir hätten den Wunsch der Betroffenen, jenen Vorfall in keiner Form aufzugreifen, auch nicht in einer fiktionalen, respektieren müssen“, schreibt der Verlag und nennt die Veröffentlichung nun eine „Fehlentscheidung“. 

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