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Kapitel 2 im Katzenkrieger-Clinch

Die Reaktionen auf den Offenen Brief zahlreicher deutschsprachiger Kinder- und Jugendbuchautoren, die die Warrior Cats“-Verschenkaktion von Beltz und der Stiftung Lesen kritisieren, ließ nicht lange auf sich warten: Beide Kooperationspartner, die eine Lanze für die Lektüre von Fantasy-Literatur in Schulen brechen wollen, haben in eigenen Stellungnahmen auf die Vorwürfe der 64 Autoren geantwortet. Ihr Tenor: Verkaufsförderung ist immer auch eine Form der Leseförderung, die durch zeitgemäße Schullektüren in besonderem Maße unterstützt wird.

Hier zunächst das Statement aus dem Hause Beltz:

Sehr geehrter Herr Schlüter,
sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihren offenen Brief! Vielleicht gelingt es so, mehr Aufmerksamkeit für die vielfältigen Möglichkeiten der Leseförderung zu bekommen.

Die in Ihrem Schreiben geäußerten Bedenken zur Lehrerclub-Aktion der Stiftung Lesen und der Verlagsgruppe Beltz können wir jedoch nicht teilen. Ganz gleich, mit wem wir im Vorfeld darüber gesprochen haben, den Autorinnen der Warrior Cats, dem Lizenzpartner, unseren Buchhandelsvertretern oder unseren Kunden im Handel: Alle waren von der Aktion überzeugt. Eine Aktion in dieser Größenordnung hätten wir ohne die Zustimmung der Autorinnen sowieso nicht durchgeführt. Ebenso sind die angesprochenen Händler der Meinung, dass dadurch Anreize geschaffen werden, weitere Bücher zu kaufen und das Lesen zu entdecken.

Ein Verlag lebt vom Verkaufen, und mit ihm die Autorinnen und Autoren, Illustratorinnen und Illustratoren sowie die Buchhandlungen. Wir leben vom Aufbau starker Autoren, Reihen und Verlagsmarken. Der Erfolg des Einen kommt vor allem neuen, unbekannten Autorinnen und Autoren zu Gute, die am Anfang ihres Schaffens stehen oder deren Bücher sich nicht in Massen verkaufen. Verkaufsförderung ist somit auch immer eine Form der Leseförderung.

Insofern fängt bei Beltz die Leseförderung bereits mit der Programmzusammenstellung von Beltz & Gelberg und Gulliver an. Wir machen Bücher, die gern gelesen werden, die bezahlbar sind und für alle Kinder erreichbar; in welcher Form auch immer. Unsere breite Palette an Kinder- und Jugendliteratur durchzusetzen, dafür engagieren wir uns gemeinsam mit unseren Autoren und Illustratoren. Es ist eine langfristige Arbeit, die Engagement, Zeit und Geld kostet. Sie alle kennen das in der einen oder anderen Weise.

Ein wichtiger Teil dieser Grundlagenarbeit nimmt der Aufbau von Schullektüren und die Begleitung von Lehrern bei ihrer Arbeit ein:

  • So geben wir unter anderem jährlich ein umfangreiches Verzeichnis mit Büchern für die Schule heraus, in dem wir den Lehrenden Lektüreempfehlungen abseits der herkömmlichen Pfade machen.
  • Wir übernehmen das Honorar von Autoren, um Lesereisen in Schulen zu finanzieren.
  • Wir verteilen neue Bücher an Lehrer und Lehrerinnen unseres Premium-Clubs, mit der Bitte um ihre Rückmeldung und Einschätzung.
  • Wir stellen den Lehrern explizit erarbeitetes Unterrichtsmaterial zu den Büchern kostenfrei zur Verfügung.
  • Zusätzlich haben wir auf unserer Website einen Lektürefinder, der den Lehrenden bei der Suche nach neuer Literatur für Kinder- und Jugendliche für den Unterricht unterstützt.

All das machen wir für viele Bücher unseres Programms, die unserer Meinung nach das Potential zur Schullektüre haben, aber bei den Schulen noch nicht bekannt sind.

Die Idee, den ersten Band der Warrior Cats-Reihe als Schullektüre anzubieten, war unter anderem das Ergebnis einer Befragung von Lehrerinnen und Lehrern. Sie haben sich dazu Unterrichtsmaterial gewünscht, weil die Schülerinnen und Schüler die Bücher lesen und im Unterricht durchnehmen möchten.

Die erarbeiteten Materialien für Fantasy-Literatur im Unterricht bleiben auch nach der Aktion für  Lehrer als Inspiration zugänglich. So öffnen wir neue Türen für andere Bücher dieses Genres. Übrigens, die Kosten der Aktion liegen im Rahmen des für die Reihe festgelegten Budgets.

Große Buch-Erfolge werden nicht ausschließlich mit Geld gemacht. Gerade die Warrior Cats zeigen, dass Erfolge am Ende des Tages immer von den Lesern abhängen. Auf diesem Wege gelang es auch dem Buch „Löcher“ von Louis Sachar zur Schullektüre zu werden: Durch den Lesen-Wollen-Druck der Kinder wurde dieses Lieblingsbuch in den Kanon aufgenommen.

Sie schreiben, dass „wirkliche Leseförderung (…) immer auch mit literarischer Vielfalt, Auswahl, Kennenlernen von Neuem und Vergleichen zu tun (hat). Für eine solche Leseförderung gibt es eine hervorragende Grundlage: eine hohe Anzahl sehr guter Kinderbuchautoren und eine Vielzahl von hervorragend für den Schulunterricht geeigneter Literatur.“

Da haben Sie völlig Recht; diese „hervorragende Grundlage“ treibt uns täglich neu an. Die Programme Beltz & Gelberg und Gulliver stehen für einen sorgfältigen Umgang mit ihren Autorinnen und Autoren, mit denen wir gemeinsam die Aufbauarbeit für eine nachhaltige Leseförderung leisten. Dafür stehen nicht nur unsere langjährigen Autoren, die von Kindern und Lehrenden gleichermaßen geliebt werden, sondern viele neue, junge Stimmen, mitreißende Debüts und spannende Fantasy-Abenteuer, wie der erste Band der Warrior Cats, der nun verschenkt wurde. Wenn Lektüre den Spaß am Lesen weckt, ist das aus unserer Sicht eine gute Leseförderung.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Horn (Marketing- und Vertriebsleiter), Petra Albers (Verlagsleiterin), Marianne Rübelmann (Geschäftsführerin)

Und hier die Reaktion der Stiftung Lesen im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Schlüter, sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank, dass Sie uns Ihren offenen Brief an die Verlagsgruppe Beltz zur Kenntnis zugesendet haben. Auch wir als Stiftung Lesen als beteiligter Projektpartner möchten kurz darauf reagieren.

Anfang Mai haben die Stiftung Lesen und die Verlagsgruppe Beltz im Rahmen ihrer bestehenden Partnerschaft eine gemeinsame Leseförder-Aktion für die  Mitglieder im Lehrerclub der Stiftung Lesen ins Leben gerufen. Ziel war es, Schülerinnen und Schülern mit Lektüre, die ihre Interessen und Vorlieben widerspiegeln, Lesefreude zu vermitteln und zum Lesen zu motivieren. Gerade Fantasy-Geschichten eröffnen auch lesefernen Schülerinnen und Schülern besondere Zugänge zur Literatur. Daher haben wir uns sehr gefreut, dass die Verlagsgruppe Beltz die kostenfreie Bestellmöglichkeit von Klassensätzen von „In die Wildnis“, des ersten Bandes der BELTZ & Gelberg-Buchreihe „Warrior Cats“, für den Einsatz im Schulunterricht exklusiv für Mitglieder des Lehrerclubs ermöglicht hat. Bei diesem Angebot handelte es sich nicht um eine reine Buchschenk-Aktion: Zusätzlich stellte die Stiftung Lesen eigens entwickeltes kostenloses Impulsmaterial für die Lesemotivation mit Fantasy-Literatur im Unterricht zur Verfügung.

Dass die Bestellmöglichkeit innerhalb nur weniger Tage von rund 1.600 Lehrkräften genutzt wurde, zeigt uns vor allem eins: Es besteht ein hoher Bedarf an zeitgemäßer Lektüre für den Schulunterricht. Die Realität sieht jedoch so aus, dass die Anschaffung von aktuellen Titeln in Klassensatzstärke ein Problem für viele Schulen darstellt: Ohne Angebote wie das aktuelle ist oftmals keine zeitgemäße Leseförderung mit beliebten Titeln im Schulunterricht möglich. Auch weitere Leseförder-Initiativen, die die Stiftung Lesen mit unterschiedlichen Partnern umsetzt, basieren auf dieser Realität und beinhalten die Bereitstellung kostenloser Schullektüre. Ziel solcher Initiativen ist es, Interesse an Büchern zu wecken und Lust auf „mehr“ zu machen – und somit auch zum Gang in die Buchhandlung oder Bibliothek zu ermutigen.

Am Ende verfolgen wir – Verlage, Autoren, Buchhandel, Bibliotheken und Stiftung Lesen – das gleiche Ziel: Wir wollen jungen Menschen Freude am Lesen und an Büchern sowie den Wert von guten Geschichten vermitteln und sie nachhaltig als Leser gewinnen. Gerne vertiefen wir den Austausch mit Ihnen und allen deutschen Kinderbuchautoren, um dieses Ziel gemeinsam zu erreichen.

Mit den besten Grüßen,
Dr. Jörg F. Maas (Hauptgeschäftsführer Stiftung Lesen)

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