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Karin Schmidt-Friderichs: Branche ist engagiert, aber herausgefordert

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins, bei der Wirtschatfspressekonferenz des Börsenvereins 2023 (Foto: buchreport/LS)

Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs bei der Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins 2023 (Foto: buchreport/LS)

Bei der traditionellen Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins hat Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs ein durchwachsenes Bild der Branche gezeichnet. Tenor: Licht und Schatten liegen nah beieinander.

Zwar sei die Pandemie auch auf dem Buchmarkt vorbei, leitete Karin Schmidt-Friderichs ihre Lagebeschreibung ein, aber die Unternehmen der Branche hätten viele Herausforderungen: „Wir leben in herausfordernden Zeiten – gesellschaftlich wie wirtschaftlich. Auch die Buchbranche bekommt die Auswirkungen der globalen Krisen zu spüren, behauptet sich aber engagiert.”

Zu den Herausforderungen zählen für den Börsenverein neben dem anhaltenden Kostendruck (trotz leichter Entspannung z.B. bei den Papierpreisen) auch die weiterhin gedämpfte Verbraucherstimmung, die mit einer niedrigen Kundenfrequenz in den Städten eingergeht. Schmidt-Friderichs mit Blick auf die zweite Jahreshälfte: „Das Konsumverhalten wird sich nach meinem Befürhalten nicht wesentlich bessern. Menschen, die nicht in die Stadt kommen, kommen auch nicht in die Buchhandlung.”

Die Lage der kleinen Verlage

Besonders hervor hob Schmidt-Friderichs die Lage der kleinen Verlage, die „wirtschaftlich am Limit” seien. Sie betonte dabei – auch mit Blick auf die Lobbyarbeit des Börsenvereins, der sich seit geraumer Zeit bei der Bundespolitik für eine strukturelle Verlagsförderung (s. Infokasten) einsetzt –, dass die Kleinverlage eine „elementar wichtige” Rolle für die Vielfalt des Buchmarktes spielten. Deren wirtschaftlichen Probleme wirkten sich zudem auch auf die Autor:innen aus, denn sie entdeckten neue Stimmen. 

Strukturelle Verlagsförderung

Verlage werden bislang in Deutschland durch diverse Auszeichnungen unterstützt, vor allem durch den Deutschen Verlagspreis, den Kurt-Wolff-Preis und Auszeichnungen einzelner Bundesländer. Anstatt nur punktuell zu fördern, soll künftig eine strukturelle Verlagsförderung aufgebaut werden. Dazu sind der Börsenverein und die Kurt-Wolff-Stiftung in Gesprächen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Erste Eckpunkte, die sich am modularen Schweizer Fördermodell orientieren, hat man der Politik präsentiert, darunter eine mehrjährige Förderung von Verlagen ganz unterschiedlicher Ausrichtung und auch stattlicherer Größe. Neben einer titelbezogenen Förderung wurden auch strukturelle Förderungsgebiete wie Ausbildung und Nachwuchs, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie digitale Transformation als sinnvoll identifiziert.

Fördern wie die Schweizer?

Was Hoffnung macht

Als Hoffnungsträger und Impulsgeber für das Buchgeschäft wurden bei der Wirtschaftspressekonferenz auch BookTok und der Mitte Juni gestartete Kulturpass für 18-Jährige angeführt.

Auch das dynamische Wachstum im Audiobereich, also bei den Hörbuch-Downloads und im Hörbuch-Streaming, wurde als positive Entwicklung akzentuiert.

Entwicklung im Hörbuch-Segment (Grafik: Börsenverein)

 

 

Weniger Buchkäufer einerseits und viele junge Buchfans andererseits

Zitiert wurde auch aus einem bereits bekannten Nachdreher der „Quo vadis“-Buchkäuferstudie, den der Marktforscher GfK für den Börsenverein und den Buchgroßhändler Libri erstellt hat. Zentrale Erkenntnis aus dem repräsentativen GfK-Konsumentenpanel für die Zeit seit 2017: Die Gesamtkäuferzahl im Publikumsbuchmarkt ist weiter rückläufig; sie sank von 29,6 Mio (2017) auf 25,8 Mio (2022).

GfK-Studie nimmt die jungen Käufergruppen in den Blick

Speziell bei der jungen Zielgruppe von 16- bis 29-Jährigen ist die Zahl der Buchkäufer um 18% zurückgegangen – von 4 Mio auf 3,3 Mio Personen. Wer von ihnen aber Bücher kaufe, kaufe mehr und gebe auch mehr dafür aus. Schmidt-Friderichs: „Wir entwickeln richtige Buchfans” und das sei wichtig für die Zukunft.

Zur Zukunftsperspektive gehört aber auch das: Die Lesekompetenz verschelchtert sich weiter. Die aktuelle IGLU-Studie hat gezeigt, dass sich die Lesefähigkeit weiter verschlechtert. Jedes vierte Kind, das die Grundschule verlässt, kann nicht sinnentnehmend lesen. Auch hier

3 Forderungen an die Politik

Auch wenn es aktuell schwierig ist, im politischen Berlin Anliegen durchzusetzen (vor allem jene, die Finanzmittel erfordern), sieht der Börsenverein insgesamt in 3 Feldern Handlungsbedarf:

  • Leseförderung
  • die im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte strukturelle Verlagsförderung
  • Programme zur Wiederbelebung der Innenstädte.

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