Auf den Buchtagen des Börsenvereins in Berlin wurde Verlegerin Karin Schmidt-Friderichs (Verlag Hermann Schmidt) mit 500 von 943 abgegebenen Stimmen zur künftigen Vorsteherin des Branchenverbands gewählt. Sie setzte sich gegen den Zwischenbuchhändler Stefan Könemann (Barsortiment Könemann) durch. Im Vorfeld der Wahlen war es zu einem polarisierenden Wahlkampf (PLUS-Beitrag) gekommen.
Schmidt-Friderichs löst im Herbst nach Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Buchhändler Heinrich Riethmüller ab, der dem Buchbranchen-Verband in den vergangenen 6 Jahren vorstand.
Mit Karin Schmidt-Friderichs wird erst zum zweiten Mal in der knapp 200-jährigen Geschichte des Börsenvereins eine Frau dem Verband vorstehen. Erste Börsenvereins-Vorsteherin war – ebenfalls als Ergebnis einer Kampfabstimmung – von 1989 bis 1992 die heute 82-jährige Dorothee Hess-Maier, Verlegerin des Buch- und Spieleverlags Ravensburger.
Karin Schmidt-Friderichs, 1960 geboren, arbeitete nach Fotopraktikum und Architekturstudium als Architektin. Seit 1992 leitet sie gemeinsam mit ihrem Mann Bertram Schmidt-Friderichs den Verlag Hermann Schmidt in Mainz. Darüber hinaus hat sie sich bereits ehrenamtlich engagiert: Von 2003 bis 2011 war sie Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses im Börsenverein, von 2011 bis 2016 Vorstandsvorsitzende der Stiftung Buchkunst. Seit 2018 sitzt sie als Vertreterin des Börsenvereins in der deutschen Literaturkonferenz, von der sie als Mitglied in den Deutschen Kulturrat entsandt wurde. 2017 gehörte die Verlegerin zu den wenigen Stimmen, die öffentlich gegen die Forderung von Thalia nach rückwirkenden Werbekosten-Zuschusspauschalen protestierten.
Vorsteherwahlen mit mehreren Kandidaten im Börsenverein hat es lange nicht gegeben: Sowohl bei den Wahlen des jetzt abgelösten Heinrich Riethmüller als auch seines Vorgängers, dem Verleger Gottfried Honnefelder, gab es jeweils nur einen Kandidaten. Kampfabstimmungen in der Vergangenheit:
- 2001 sammelte Buchhändler Dieter Schormann mehr Stimmen ein als Verleger Wolf D. Lucius.
- 1998 setzte sich Roland Ulmer (Ulmer Verlag) gegen Margot Krempien (Demmler Verlag) durch.
- 1989 präsentierte der Wahlausschuss Dorothee Hess-Maier (Verlag Otto Maier) als Kandidatin; nach vorheriger Absage trat überraschend Dietrich Herbst (Diesterweg Verlag) doch noch als Gegenkandidat an, verlor aber.
Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
- 1948–1949 Vittorio Klostermann, Verlag Vittorio Klostermann
- 1949–1951 Carl Hanser, Verlag Carl Hanser
- 1951–1953 Josef Knecht, Verlag Josef Knecht
- 1953–1956 Dr. A. Georgi, Verlag Paul Parey
- 1956–1959 Reinhard Jaspert, Safari Verlag
- 1959–1962 Werner Dodeshörner, Eckart-Verlag
- 1962–1965 Friedrich Wittig, Friedrich Wittig Verlag
- 1965–1968 Dr. h.c. Friedrich Georgi, Verlag Paul Parey
- 1968–1971 Werner E. Stichnote, Verlag Ullstein
- 1971–1974 Prof. Dr. h.c. Ernst Klett, Verlag Ernst Klett
- 1974–1980 Rolf Keller, Franckh’sche Verlagsbuchh. W. Keller & Co.
- 1980–1989 Günther Christiansen, Buchh. Th. Christiansen
- 1989–1992 Dorothee Hess-Maier, Ravensburger Buchverlag
- 1992–1998 Dr. h.c. Gerhard Kurtze, Grossohaus Wegner & Co.
- 1998–2001 Roland Ulmer, Verlag Eugen Ulmer
- 2001–2006 Dieter Schormann, Ferber’sche Univ.-Buchh.
- 2006–2012 Dr. Gottfried Honnefelder, Berlin University Press
- 2012–2019 Heinrich Riethmüller, Osiander
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