Über Helene Hegemanns Buch und dessen „Qualitäten“ darf man zurecht streiten. Auf jeden Fall ist es Anlass für den Literaturbetrieb, mit sich selbst zu streiten. Gestern erschien vom Büchnerpreisträger Durs Grünbein eine Kolumne zum Thema Plagiat in der „FAZ“, heute legt er seine Motivation und Quelle für den Artikel offen – zu 99% ein Artikel von Gottfried Benn. In der „SZ“ finden sich ein Artikel zum „Drama des begabten Kindes“, die Klärung der juristischen und der ästhetischen Definition des Hegemann’schen Vergehens sowie die Erkenntnis, dass das „literarische Wunderkind“ eine Erfindung der jubelnden Literaturkritik sei, keine schöpferische Realität des 21. Jahrhunderts. Thomas Meinecke erläutert gleich daneben sein leidenschaftliches Verhältnis zum „Samplen“, Feridun Zaimoglu kritisiert im Interview die Literaturkritik und fasst treffend zusammen: „Abschreiben ist nicht originell, sondern schäbig. Das geistige Eigentum ist nicht Verhandlungsmasse von entfesselten Kleinbürgern.“ Derweil vermeldet die „Welt“, dass der Roman „Strobo“ des Berliner Bloggers, durch die Plagiatsdebatte um „Axolotl Roadkill“ bekanntgeworden, im Herbst ebenfalls bei Ullstein erscheinen wird. Spekulationen über den Deal zwischen Verlag und Autor kommentierte Ullstein nicht.
„FAZ“ (S. 33), „SZ“ (S. 11/14), welt.de
VERLAGE
Reader’s Digest: Nach einem massiven Schuldenabbau hat der US-Verlag das Insolvenzverfahren abgeschlossen. Vergangene Woche hat allerdings die britische Regionalgesellschaft wegen Problemen mit ihrer Pensionsverpflichtungen Insolvenz angemeldet.
„FTD“ (S. 8)
BÜCHER & AUTOREN
Petros Markaris: Korruption, Vetternwirtschaft, Rekordschulden: Griechenland steht am Abgrund. Im „Welt“-Interview erklärt der griechische Schriftsteller Petros Markaris allein seine Landsleute für die Krise verantwortlich. Für ihn ist Griechenland „der letzte Staat des real existierenden Sozialismus“.
welt.de
David Schalko: Die erste Runde im jüngsten österreichischen Literaturskandal ging an den Schriftsteller. Das Wiener Landesgericht sprach seinen Roman „Weiße Nacht“ von dem Vorwurf der „Bloßstellung“ des Generalsekretärs der Partei Bündnis Zukunft Österreich frei.
welt.de
Helmut Schmidt/Fritz Stern: Die beiden Autoren waren bei Moderator Reinhold Beckmann zu Gast, um ihr Buch („Unser Jahrhundert: Ein Gespräch“, C.H. Beck) zu präsentieren.
„FAZ“ (S. 37)
Alissa Walser/Martin Walser: Die Welt überlegt, ob der „Bodensee-Clan“ nach den Wagners und den Manns das Potenzial zur Telenovela für Intellektuelle habe.
welt.de
MEDIEN & MÄRKTE
Karstadt-Pleite: Der Arcandor-Konzern steht im Mittelpunkt einer Fernsehdokumentation, die den Niedergang der ehemaligen KarstadtQuelleAG nachzeichnet. 23.30 Uhr, ARD
Rekord für Erstausgabe: Für eine Million Dollar wurde die erste Ausgabe von „Action Comics“ aus dem Jahr 1938 versteigert, in dem Superman seinen Debütauftritt hatte.
spiegel.de, tagesspiegel.de, welt.de
SZENE
Mannheimer Literaturfestival: Am morgigen Donnerstag beginnt die vierte Ausgabe des Literaturfestivals „Lesen. Hören“. Zur Eröffnung liest Matthias Brandt aus dem Werk Aharon Appelfelds. Bis zum 7. März werden in der Alten Feuerwache täglich prominente Vertreter der deutschsprachigen Literatur von Kritikern vorgestellt.
„FAZ“ (S. 35)
Kommentar hinterlassen zu "Kein Ende für den Schwanzlurch in Sicht"