Christian Schumacher-Gebler, zum Jahresbeginn von Ullstein in die deutsche Bonnier-Zentrale gewechselt, wo er bald die Regie über die deutschen Verlage des schwedischen Konzerns übernimmt, treibt die Entwicklung des Autorenportals voran (hier weitere Infos zu den Portalen von Bonnier und Random House). Im Interview zeigt der Münchner die Philosophie hinter der Öffnung der Verlage.
Welche Philosophie steht hinter der Öffnung der Verlage durch die Autoren-Portale?
Unsere Verlage haben auch in der Vergangenheit einen sehr offenen Austausch mit unseren Autoren gepflegt. Neu sind allerdings die technischen Gegebenheiten, die es uns ermöglichen, unseren Autoren tagesaktuell alle relevanten Titelinformationen zur Verfügung zu stellen. Wir haben in den letzten Monaten in unseren Verlagen eine einheitliche Titeldatenbank eingeführt, die permanent mit neuen Titeldaten angereichert wird. Darauf aufsetzend, wurde eine webbasierte Informationsplattform konzipiert, unser Autorenportal, mit dessen Hilfe wir unseren Wunsch nach mehr Transparenz erfüllen. Dieses Autorenportal wird die persönliche Kommunikation mit unseren Autoren, die nach wie vor höchsten Stellenwert bei unseren Verlagen hat, keinesfalls ersetzen. Es geht uns darum, ein Zusatzangebot zu schaffen, das unsere Autoren – jedenfalls zeigen das erste positive Rückmeldungen – dankbar annehmen. Insbesondere der selbstbestimmte Zugriff auf die Informationen wird geschätzt.
Hat Amazon diese Entwicklung vorangetrieben?
Amazon hatte im Bereich der technischen Infrastruktur einen gewissen Vorsprung, um Verkaufszahlen und Trenddaten anzubieten. Aber völlig unabhängig von Amazon oder anderen Verlagen entspricht es unserem Grundverständnis, die digitalen Veränderungen und die sich daraus ergebenden Chancen für mehr Transparenz und einen partnerschaftlichen Informationsaustausch zu nutzen.
Wie ändert sich das Selbstbild eines Verlags im Wettbewerb u.a. mit Selfpublishing-Angeboten?
Es erscheint uns zeitgemäß und erstrebenswert, unseren Autoren sämtliche vorhandenen Titeldaten adäquat – das heißt in meinen Augen jederzeit eigenständig und von überall digital abrufbar – zur Verfügung zu stellen. Das ist ein sinnvolles Zusatzangebot an unsere Autoren, jedoch kein Wettbewerbsvorteil gegenüber Selfpublishing. Unsere Verlage bieten den Autoren in der persönlichen Betreuung und mit hohem Engagement ein breites Spektrum an sehr individuellen, fein auf den einzelnen Titel abgestimmte Leistungen. Dazu gehört die fachkundige Arbeit am Text, die zielgruppengerechte Verpackung, die breite Vermarktung in allen Verkaufskanälen und nicht zuletzt auch eine Verpflichtung, das geistige Eigentum unserer Autoren vor illegaler Verbreitung zu schützen. Dieses vielseitige Angebot bieten Verlage im Gegensatz zum Do-It-Yourself-Ansatz. Jedem steht es aber frei, zwischen diesen beiden Angeboten zu wählen.
aus: buchreport.magazin 10/2013
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