Die Diskussion über nicht eingehaltene Erstverkaufstage ist auf dem Branchen-Podium verflacht, bleibt im Dialog zwischen Handel und Verlagen aber virulent. Zwischenergebnis: Immer mehr Verlage wollen sich, auch wenn der Aufwand nicht behagt, den Starttermin von Top-Titeln schriftlich zusichern lassen.
Wie verbreitet die Frühstarts im Handel sind, hatte sich zuletzt beim neuen Band der Serie „Die Tribute von Panem“ (Oetinger) gezeigt, der u.a. von einzelnen Filialen der Mayerschen vorab verkauft worden war: Bereits vor dem offiziellen Erstverkaufsstart stand das Buch so auf Platz 40 der SPIEGEL-Bestsellerliste (aktuell, am 8. Februar 2011, auf Platz 1). Mayersche-Einkaufschef Michael Wieser wertet den Trend als Beleg für den wachsenden Erfolgsdruck im Handel. Gleichwohl müssten Erstverkaufstage bei absoluten Top-Titeln im Interesse aller Beteiligten sein, weil das Marketing der Verlage auf diesen Tag abgestimmt sei.
„Wir wollen dem Buchhandel Chancengleichheit ermöglichen, deshalb werden wir, wenn es nötig und möglich ist, schriftliche Vereinbarungen treffen“, pflichtet Arena-Vertriebsleiter Michael Böhme bei. Auch beim Arena-Bestseller „Smaragdgrün“ war der Erstverkaufstag nicht eingehalten worden.
Und doch ist das Stimmungsbild bei den Verlagen nicht eindeutig. Kritikpunkte aus mehreren Gesprächen mit buchreport:
- Verlage könnten die vertragliche Zusicherung nicht nur auf „wesentliche Handelspartner“ beschränken, wie von der Mayerschen gefordert. „Wer soll diese festlegen?“, fragt ein Vertriebsleiter, der nicht genannt werden möchte.
- Verlage sehen sich nicht als der „Zuchtmeister der Branche“ – „Das ist ein reines Handelsproblem“.
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