Wenn das internationale Lizenzgeschäft fast über Nacht um mehr als nur einen Zahn zulegt und den Verlagen das Geld viel lockerer in der Tasche sitzt, ist Buchmesse. Allen Unkenrufen zum Trotz, dass Frankfurt als Handelsplatz für Lizenzen nicht mehr die dominierende Rolle früherer Jahre spielt, sind die Rechtehändler aus aller Welt wieder an den Main gepilgert, um nach dem Vorgeplänkel zu Wochenbeginn in den großen Innenstadt-Hotels im LitAg in Halle 6.0 Platz zu nehmen, das zum 35. Jubiläum neu herausgeputzt wurde.
Nachdem in den vergangenen Jahren schon im Vorfeld vor allem aus Kreisen der US-Besucher wiederholt Kritik an Frankfurt und den hohen Kosten des Messebesuchs laut geworden war, ist davon diesmal gar nichts zu hören. Bloomsburys Executive Director Richard Charkin auf die Frage, ob ein Messebesuch unter internationalen Verlegern weiterhin ein Muss ist: „Muss gibt es in meinem Sprachschatz nicht, aber Frankfurt ist ziemlich nahe dran.“
Denn selbst wenn Konjunkturdellen den großen Buchnationen das Leben schwer machen, steigt die Nachfrage z.B. aus Schwellenländern wie Indien und Brasilien unaufhörlich, von den lizenzhungrigen Chinesen und Koreanern ganz zu schweigen. Doch immer öfter beklagen Agenten die Qualität der Verlagsprogramme mit ihrem ausgeprägten Fokus auf Bestseller. Astrid Poppenhusen (Piper & Poppenhusen, Berlin): „Viele Verlage sind zu zögerlich dabei, Neues und Ungewöhnliches zu riskieren.“
Die Suche nach neuen Geschäftsmodellen und Strategien in einem sich schnell wandelnden Markt zieht sich in Frankfurt nicht nur in der Halle 8 und im LitAg wie ein roter Faden durch alle Gespräche, auch wenn sich viele Verleger mit konkreten Aussagen vorerst noch zieren:
- Ganz oben auf der Agenda stehen in den USA und Großbritannien u.a. unterstützende Maßnahmen für den unabhängigen Buchhandel und funktionierende Subskriptionsmodelle. Aber, warnt Joachim Jessen (Thomas Schlück, Garbsen): „Man sollte die Branche nicht zu sehr zerreden, nur weil sich jetzt alle berufen fühlen, in die Zukunft zu blicken.“
- Die Urheberrechtsproblematik, die im englischen Sprachraum viel ausgeprägter diskutiert wird als in Deutschland, bleibt ein Dauerthema.
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