Bei allen Integrationsbemühungen des Börsenvereins (der 2011 die „Stunde null“ des E-Books erwartet) ist inzwischen deutlich, dass der stationäre Handel im neuen Buch-Zeitalter nur ein Mini-Stück vom digitalen Umsatzkuchen erwarten kann. Dass die großen Aggregatoren und Shops das Gros der E-Book-Erlöse unter sich aufteilen, darf allerdings auch für kleinere und mittlere Buchhandlungen kein Grund sein, zu kapitulieren.
Selbst auf nüchterne Analysten der Branche wirkt das Ergebnis der Verbandsstudie zum E-Book-Markt erschreckend, dass zwei von drei Sortimentern heute weder E-Books noch E-Reader anbieten und fast jeder zweite Buchhändler dies auch perspektivisch ausschließt. Freilich stimmen die Erfahrungswerte der Sortimenter im digitalen Geschäft nicht gerade euphorisch. Bei der Konferenz „Homer 3.0“ im November in Berlin berichtete die extrem onlineaffine Stuttgarter Buchhändlerin Susanne Martin (Schiller-Buchhandlung), dass sie bis dahin gerade einmal 13 Sony-Reader und nicht mehr als 140 Downloads verkauft habe.
Dennoch führt für die Händler kein Weg am digitalen Geschäft vorbei. Zwar nicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen – Google und Co. werden auch in Zukunft das Online-Rennen unter sich ausmachen –, sondern weil es das neue Selbstbild der Sortimenter erfordert. Gegenüber den von Algorithmen gesteuerten Portalen können sich die Buchhändler nur mit dem bestmöglichen Service profilieren. Der Sortimenter von morgen darf kein Bewahrer des Gestern sein. Die Print-Nostalgiker müssen sich zu Content-Dienstleistern, zu medienneutralen Informationsbrokern entwickeln. Und dabei sollte die gesamte Palette bedient werden, die digitale inklusive.
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