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Kerstin Brune über »Die Jahre des Maulwurfs«

Kerstin Brune, geboren 1979 in Gütersloh, studierte Philosophie und Germanistik. Sie schrieb als freie Autorin u. a. für die „Heute Show Online“ und betreibt einen größeren Twitter-Account. 2015 war sie Twitter-Kolumnistin des „Zeit-Magazins“ („Große Pause“), im darauffolgenden Jahr erschien darin ihr mehrseitiger Artikel „Das wirklich wahre wilde Leben“. Seit vielen Jahren unterrichtet sie als Lehrerin an einem Gymnasium. „Die Jahre des Maulwurfs“ (Penguin) ist ihr erster Roman. (Foto: Fräulein Blomberg)

In den aktuellen Herbstprogrammen der Verlage finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 11 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Kerstin Brune.

Mein Roman in drei Sätzen

Die Ich-Erzählerin wird auf dem Dorf groß, in dem ganz eigene Kräfte herrschen: Die Bauern, das Wetter, die älteren Kinder, das, was sie für unveränderlich hält. Eines Tages platzt ihre seltsame Freundin Tanja in ein Leben, in dem die Erzählerin sich eingerichtet hat, lockt sie aus der Reserve, konfrontiert sie mit ihren Schwächen und zeigt, wie man zu ganz eigener Stärke findet.

Mein Weg zu Penguin

Zunächst habe ich neben der Schule für andere geschrieben – Comedy und Satire. 2016 durfte ich dann fürs „Zeit-Magazin“ einen mehrseitigen Artikel darüber verfassen, warum ich so gerne Lehrerin bin – und das Komische, Rührende oft im Tragischen, Kleinen liegt. Über den Artikel fand ich mit meinen Literaturagenten Matthias Landwehr und Alfio Furnari zusammen. Letzterer begleitete kleine Geschichten über die Bewohner eines magischen Dorfs hinein in ein Roman-Exposé, stellte den Figuren die richtigen Fragen, zeigte mir, wie man die stummen Grantler am Tresen des „Ochsen“ zum Reden bringt. Susanne Krones holte das Projekt mit großer Begeisterung sehr schnell und beherzt zu Penguin und sah schon von Anfang an sehr viel darin, lieferte die ersten wichtigen Impulse.

Das Verdienst meiner Lektorin

Die Gespräche mit meiner Lektorin Maren Arzt waren warme Basis­lager an einem Berg aus Arbeit. Sie hat sich sofort sehr sensibel auf die schrägen Bilder und das Abenteuer Dorf eingelassen, humorvoll mit mir im Staub der Spielstraße gewühlt, mich dabei begleitet, universelle Gedanken aus dem Dorfchaos herauszuschälen, das Große im Kleinen zu finden. Im Maislabyrinth die lohnenswerten Wege von den Sackgassen getrennt. Mir gezeigt, wie west­fälisch ich eigentlich bin.

Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche

Ein ziemlich großes Dorf mit eigenen Regeln, in dem jeder an jeder Stelle sehr leidenschaftlich in dem ist, was er tut – immer begeisternd und erdend, bestärkend, interessiert, schnell und kenntnisreich.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Die eine gibt es nicht, aber wenn man genau hinsieht, steht Bielefeld mit seinen Parkhäusern und der Stadtautobahn auf lauter wundervollen kleinen Buchläden und Antiquariaten – ein Pfahlhaus im Teutoburger Wald.

Meine Lieblingsautoren

Jonathan Safran Foer, Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Daniel Kehlmann, Sibylle Berg, Saša Stanišić, Elias Hirschl

So lese ich

Als Burggraben zwischen Alltag und Freizeit: Im Urlaub, am Wochenende, in der Sonne, im Bett. Fallenlassen in Texte, in deren Sprache und Perspektive ich mich wohlfühle, aber auch immer gerne etwas, was aneckt und mich aufscheucht.

Schreiben ist für mich

Ein Spaziergang im Innen, auf dem man unscheinbar wirkende Gedanken und Gesprächsfetzen um sich herum aufliest, sammelt, abspült, putzt und auf einen Sockel stellt, Dinge nach außen stülpt, auf der Suche nach dem Schönen und Tröstlichen darin.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Schreibe, lese und spreche ich mit anderen, hauptsächlich in der Schule, höre den Schüler:innen zu, freue mich an ihren Ideen, an der Selbstverständlichkeit, mit der sich unvereinbar Scheinendes verbindet und potenziert, wie sie einander und mich weiterbringen.

Debüts im Herbst – im buchreport.magazin 7-8/2022

 

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Mit ihrer Geschichte über das Aufwachsen zweier ungleicher Freundinnen in der westdeutschen Provinz findet Kerstin Brune eindrückliche Bilder für das Erwachsenwerden und das existentielle Gefühl der inneren Zerrissenheit: Zwischen Vertrautem und Fremdem, Anpassung und Rebellion, Lebensangst und Übermut.

Maren Arzt, Lektorin

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