In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 18 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Khuê Pham.
Mein Roman in drei Sätzen
Die 30-jährige Journalistin Kiêu nennt sich Kim, weil sie mit ihrer vietnamesischen Herkunft nichts anfangen kann, auch ihre weitverzweigte Verwandtschaft ist ihr fremd. Dann stirbt ihre Großmutter in Little Saigon (Kalifornien) und Kiêu muss mit ihren Eltern zur Testamentseröffnung nach Amerika reisen. Ein Besuch, der sie mit lauter Fragen zu ihrer eigenen Identität konfrontiert – und mit einem Familiengeheimnis, das bis in den Vietnamkrieg zurückreicht.
Mein Weg zu btb
Der Literaturagent Alfio Furnari von Landwehr & Cie. wurde durch eine Titelgeschichte im „Zeit“-Magazin auf mich aufmerksam. 2017 hat er mein Exposé an die btb-Chefin Regina Kammerer und den damaligen Random House-Verleger Georg Reuchlein verkauft.
Das Verdienst meiner Lektorin
Martina Klüver, Cheflektorin bei btb und Luchterhand, hat nicht nur meinen Roman besser gemacht. Sie hat mich auch durch eine einschneidende Zeit begleitet: Zwischen der Manuskriptabgabe und der ersten Überarbeitung habe ich ein Baby bekommen. Martina hat mir mit viel Fingerspitzengefühl dabei geholfen, einige Monate nach der Geburt an den Schreibtisch zurückzukehren und mich wieder in mein Manuskript zu vertiefen. Für ihre literarische und emotionale Unterstützung bin ich ihr sehr dankbar.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Einerseits trifft man hier lauter kluge, interessierte Menschen, die wahnsinnig geduldig sind. Andererseits erscheint mir das Geschäft ums Buch – von den Auktionen bis zur Bestsellerliste – so unberechenbar und verwegen wie der Wilde Westen.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Dussmann in Berlin. Vor allem die englische Abteilung.
Meine Lieblingsautoren
Chimamanda Ngozi Adichie, weil sie so klug und warm von dem Leben in zwei Welten erzählt. Ocean Vuong, weil er für die vietnamesische Erfahrung poetische Worte findet wie kein anderer. Karl Ove Knausgård, weil er so schonungslos ist mit sich selbst.
So lese ich
Seit meiner Kindheit lese ich abends vor dem Einschlafen ein Buch. Seit der Pandemie waren es vor allem ausländische Romane – da ich nicht reisen konnte, wollte ich zumindest in Gedanken an andere Orte entfliehen.
Schreiben ist für mich
Mein Weg, um Dinge zu sagen, die ich nicht aussprechen würde.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Renne ich meinem einjährigen Sohn hinterher!
Debütantinnen und Debütanten– im buchreport.magazin 07-08/2021
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Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
Mich hat begeistert, wie kraftvoll Khuê Pham die bewegende Geschichte einer vietnamesischen Familie erzählt. Wie einfühlsam sie über das Leben zwischen zwei Kulturen schreibt und die Suche nach Identität ausleuchtet. Ich würde mich freuen, wenn ganz viele Leserinnen und Leser diese faszinierende Erzählerin mit vietnamesischen Wurzeln entdecken. Für mich ist Khuê Pham eine ganz besondere, einzigartige Stimme in der deutschen Literatur.
Martina Klüver, Senior Editor
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