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Kiepenheuer & Witsch beendet Zusammenarbeit mit Till Lindemann

„Rammstein“-Sänger Till Lindemann muss sich aktuell mit schweren Vorwürfen befassen. Eine Recherche von „Süddeutscher Zeitung“ und „NDR“ hatte ein mögliches Muster von Machtmissbrauch und sexuellen Gefälligkeiten aufgedeckt, das nun auf juristischem Wege geklärt werden muss. Gegenüber den Redakteuren beschreiben verschiedene mutmaßliche Opfer, wie junge Frauen offenbar gezielt rekrutiert wurden, um mit dem „Rammstein“-Sänger Sex zu haben. Zwei Frauen berichten zudem von sexuellen Handlungen, denen sie nicht zugestimmt hätten. Die Frauen äußern sich anonym vor der Kamera und hätten ihre Aussagen gegenüber „NDR“ und SZ an Eides statt versichert, heißt es u.a. beim „NDR“. 

Nachdem sich am Donnerstag und Freitag weitere mögliche Betroffene zu Wort gemeldet hatte, reagiert nun auch der Verlag Kiepenheuer & Witsch, bei dem 2013 Lindemanns Buch „In stillen Nächten“ erschien. In dem Gedichtband finden sich auch Darstellungen sexueller Gewalt, die der Verlag zuletzt noch sehr vehement und mit Blick auf die „Freiheit der Kunst“ verteidigt hatte und für eine Trennung zwischen Autor und dem „lyrischen Ich“ geworben hatte. Der Band war nach Erscheinen kurzfristig auch einmal in der Bestsellerliste Hardcover Belletristik geführt worden. 

Jetzt stellt sich die Lage aus Verlagssicht anders da, nachdem ein Video kursiert, in dem Lindemann „sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert“. Verlegerin Kerstin Gleba nennt dies eine „Verhöhnung“ der bisherigen Haltung des Verlags. Lindemann habe „unverrückbare Grenzen“ überschritten, das Vertrauensverhältnis sei „unheilbar zerrüttet“. Daher beende man die Zusammenarbeit mit dem Sänger. 

Die gesamte Mitteilung des Verlags: 

„Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen.

Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch „In stillen Nächten“ eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten.

Wir verteidigen aus voller Überzeugung die Freiheit der Kunst. Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornographischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem „lyrischem Ich“ und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt.

Aus unserer Sicht überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden, da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist.“

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