Das Bundeskartellamt hat den Stabwechsel für den technischen Betrieb der E-Book-Plattform Tolino abgenickt: Der japanischen Online-Händler Rakuten, im E-Book-Geschäft mit der Marke „Kobo“ bekannt, übernimmt die Technik-Rolle von der Deutschen Telekom, die bisher die cloud-basierte Tolino-E-Reading-Plattform betrieben hat. Tolino war 2013 die von Bertelsmann und den Buchketten Thalia, Weltbild und Hugendubel gegründet wurde. Mittlerweilen nutzen weitere Ketten und Standortbuchhändler Vertriebsplattform und Marke und bilden damit ein Gegengewicht zu Amazon mit seinem Kindle-Angebot.
Das Bundeskartellamt hat sich bei Bearbeitung des Antrags mit dem deutschen E-Book-Markt beschäftigt und beschreibt ihn wie folgt:
- Die Plattform Tolino hat im deutschen E-Book-Markt eine wichtige Marktposition. Fasst man die Aktivitäten der verschiedenen angeschlossenen Händler zusammen, liegt der Marktanteil der über Tolino abgewickelten Verkäufe bei ca. 30 bis 40%.
- Damit rangiert die Tolino-Plattform weiterhin hinter Amazon, der mit dem Kindle-Shop Marktführer ist und nahezu die Hälfte aller E-Books in Deutschland verkaufe.
- Die weiteren Mitbewerber spielen eine vergleichsweise kleine Rolle: Der Anteil von Rakuten/Kobo bewegt sich im niedrigen einstelligen Bereich. Weitere Wettbewerber sind unter anderem Apple (iBook-Store) und der Google Play Store.
Zur Freigabe des Einstiegs schreibt das Bundeskartellamt:
- Der Erwerb durch Rakuten bringt keine wettbewerblichen Probleme mit sich: Rakuten ist zwar global ein wichtiger Player mit ca. 700 Mio Mitgliedern, im E-Book-Bereich in Deutschland aber mit dem E-Book-Shop Kobo und eigenen Lesegeräten bislang „ein eher kleinerer Wettbewerber.“
- Hinzu kommt, dass Tolino gar nicht selbst als ein Händler auftrete, sondern kooperierenden Buchhändlern als Vertriebsplattform dient: Tolino wird von verschiedenen großen und kleineren Buchhändler in Deutschland genutzt, die ihr Geschäft getrennt voneinander über die technische Plattform abwickeln.
- Der Einstieg bei Tolino wirkt sich primär auf der technischen Ebene beim Betrieb von digitalen Plattformen für Medieninhalte einschließlich des Vertriebs von Lesegeräten aus.
- Auch bei dem ebenfalls von dem Zusammenschluss betroffenen Markt für Lesegeräte wird keine erhebliche Behinderung eines wirksamen Wettbewerbs erwartet: „Die Tolino-E-Reader sind in Deutschland nach dem Amazon Kindle zwar die am zweithäufigsten verkauften E-Reader, diese Marktposition wird aber durch Rakuten/Kobo nur geringfügig verstärkt.“
Wettbewerbsdruck bestehe hier zudem durch Tablets und Smartphones, über die E-Books per App-Anwendung gleichfalls lesbar sind.
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