Der weltgrößte Onlinehändler Amazon zahlt für seine rasante Expansion einen hohen Preis: Eine Woche, nachdem Apple glänzende Zahlen fürs abgelaufene Quartal vorlegte, präsentierte das US-Unternehmen zwar eine sattes Umsatzwachstum im Weihnachtsgeschäft und für das gesamte Jahr 2011. Kehrseite der funkelnden Medaille: Der Gewinn ist massiv eingebrochen. Und dazu trägt wesentlich die Kindle-Familie bei.
- Im Weihnachtsgeschäft (4. Quartal 2011) stieg der Umsatz um 35% auf 17,4 Mrd Dollar.
- Der Überschuss brach um 58% auf 177 Mio Dollar ein.
- Gleiches Bild auf Jahressicht: Die Erlöse wuchsen um stattliche 41% auf 48,1 Mrd Dollar.
- Aber: Der Überschuss sackte um 39% auf 862 Mio Dollar ab.
- Nach unterschiedlichen Märkten aufgeschlüsselt: In den USA wächst der Amazon-Umsatz schneller (+43% in 2011) als bei den restlichen Amazon-Dependancen (+38%), deren Haupterlöse wiederum in Großbritannien und Deutschland erwirtschaftet werden.
- Nach Produkten aufgeschlüsselt: Der Umsatz der Elektronik-Produkte ist 2011 weltweit rund dreifach schneller (+56%) gewachsen als die Erlöse mit Medienprodukten (+19%). Besonders in den USA entwickelten sich die Umsätze u.a. mit Büchern und DVDs zuletzt schwach: Im Weihnachtsquartal wuchs das Segment nur um 8%.
- Die Kosten für Fullfillment (Kosten, bis ein Produkt beim Kunden angekommen ist) stiegen auf Jahressicht um 58%.
- Die Marketing-Aufwendungen stiegen um das gleiche Maß.
- Das Kindle-Programm ist zwar, was den Absatz der Geräte angeht, erfolgreich, zehrt aber am Konzern-Gewinn: Nach Einschätzung von Analysten zahlt Amazon pro verkauftem Kindle-Fire-Tablet 20 bis 50 Dollar drauf – in der Hoffnung, am Ende durch die heruntergeladenen Inhalte zu verdienen.
- Hinzu kommt, dass die Käufer des Tablets ein Jahresabonnement für Amazons „Prime“-Programm erhalten (u.a. kostenlose Lieferung aller Bestellungen, Streaming von Filmen), das ebenfalls die Fullfillment-Kosten belastet.
Wie hoch ist der Umsatz in Deutschland?
Die Umsätze für amazon.de werden von den Amerikanern zwar nicht veröffentlicht, können aber einigermaßen hergeleitet werden. Nach Hinweisen des deutschen Amazon-Statthalters Ralf Kleber in einem Interview vor Jahren mit buchreport trägt der deutsche Ableger gut 10% des Gesamtumsatzes bei – zum Zeitpunkt des Interviews waren die neuen Amazon-Shops u.a. in Italien und Spanien allerdings noch nicht online, weshalb der deutsche Anteil aktuell leicht unter den 10% liegen dürfte, bei schätzungsweise 3,3 Mrd Euro für 2011. Davon entfallen rund 40 bis 50% auf Medienprodukte.
Auf der Frankfurter Buchmesse hat Nicholas C. Denissen, verantwortlich für das Medien-Angebot bei amazon.de, eine Bilanz zum deutschen Kindle-Programm gezogen:
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