Der Trend zur Nachrichtennutzung über soziale Medien legt eine Pause ein: Seit Beginn der Erhebung der „Reuters Institute Digital News Survey“ im Jahr 2012 ist der Anteil der Internetnutzer über 18 Jahren, die soziale Medien (allen voran Facebook) als Nachrichtenquelle nutzen, stetig angestiegen. In diesem Jahr wird für Deutschland mit 29% erstmals ein leichter Rückgang ausgewiesen. Nachrichten-Hauptquelle sind Social Media für 7%, einzige Quelle für 2%. Damit fällt die Bedeutung sozialer Netzwerke als Nachrichtenquelle im internationalen Vergleich gering aus.
Fake News? Vertrauen in die Medien ist vergleichsweise groß
Insgesamt informieren sich 60% regelmäßig im Internet über Nachrichten, für 28% ist es die wichtigste Nachrichtenquelle. In keinem anderen der untersuchten Länder sind diese Werte niedriger. Auch innerhalb des Internets werden Inhalte traditioneller Anbieter aus dem Print- und TV-Bereich am häufigsten als wichtigste Quelle genannt.
Der Grund, so vermuten die Forscher, sei das Nachrichtenangebot der klassischen Medien, das nicht durch Zensur oder staatliche Eingriffe eingeschränkt sei. „Daher gibt es kaum einen Grund, im Internet nach Alternativen zu suchen.“ Das spiegelt sich auch im Vertrauen, das die Deutschen den Medien entgegenbringen: Jeder Zweite vertraut den Nachrichten „eher“ oder „voll und ganz“ (50%). Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit auf Rang 7 der 36 untersuchten Länder. Umgekehrt heißt das aber auch: Die andere Hälfte hält die Nachrichten für wenig vertrauenswürdig.
Fortgesetzt hat sich der Bedeutungsverlust der gedruckten Tageszeitung: 2017 sagt nur noch gut jeder vierte Erwachsene mit Internetzugang, dass er regelmäßig eine Tageszeitung liest.
Anbieter profitieren von starken News-Marken
Die deutschen Internetnutzer greifen vor allem direkt auf Nachrichtenseiten oder Nachrichten-Apps zu, um sich zu informieren (34% regelmäßige Nutzer). Mit deutlichem Abstand folgt der Zugang zu Nachrichten über soziale Medien (22%) und Suchmaschinen (18%). Letztere werden auch als schneller und unkomplizierter Weg genutzt, um zielgerichtet auf eine bestimmte Website zu gelangen (22%). Damit ist eine starke Marke für Nachrichtenmedien ein entscheidender Erfolgsfaktor. Nachrichtenaggregatoren haben hingegen vergleichsweise wenig Bedeutung als Trafficlieferant, am häufigsten wird noch Google News genutzt.
Paid Content dümpelt im einstelligen Bereich
Aus wirtschaftlicher Sicht ernüchternd sind für Nachrichtenmedien die Befunde für Paid Content. Der Anteil der Internetnutzer, die innerhalb des vergangenen Jahres für Online-Nachrichten gezahlt haben, dümpelt seit 2013 konstant bei 7 bis 8%, vor allem wegen ausreichender Gratisangebote. Besonders bitter: Im gleichen Zeitraum ist der Anteil derer, die regelmäßig Geld für eine Tageszeitung ausgeben, kontinuierlich gesunken.
Reuters Institute: Digital-Nachrichten-Studie
Die „Reuters Institute Digital News Survey“ wird unter Führung des Reuters Institute for the Study of Journalism (Oxford, UK) zeitgleich in 36 Ländern durchgeführt. 2017 wurden pro Land etwa 2000 Personen in der letzten Januar- und ersten Februarwoche befragt.
Für die deutsche Teilstudie ist das Hans Bredow Institut verantwortlich, die eigentliche Erhebung wurde von YouGov durchgeführt. Dazu wurden auf der Basis von Online-Access-Panels Stichproben gezogen, die für die deutschen Internetnutzer ab 18 Jahren repräsentativ sind. Jedoch gilt dabei zu beachten: Wegen den Online-Access-Panels als Basis der Stichprobe können die Ergebnisse zur Internetaffinität und zur Social-Media-Nutzung etwas über den realen Werten liegen.
Insgesamt basiert die Reuters Institute Digital News Survey in der aktuellen 6. Runde auf 71.805 Befragten aus 36 Ländern.
> Kurzlink zum Teilbericht für Deutschland: www.buchreport.de/bredow
Regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen in Deutschland | ||
2017 | 2016 | |
Fernsehnachrichten | 69 | 72 |
Radionachrichten | 45 | 46 |
24-Std.-Nachrichten-TV | 38 | 38 |
Soziale Medien | 29 | 31 |
Zeitungen Print | 26 | 29 |
Nachrichtenmagazine Online | 26 | 25 |
Zeitungen Online | 22 | 21 |
TV/Radio Online | 18 | 20 |
Zeitschriften Print | 15 | 17 |
Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2017 / Hans Bredow Institut |
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