Den unabhängigen Verlagen in Großbritannien geht es trotz Wirtschaftskrise so gut wie selten, doch auch in den Reihen der Indies gibt es einige, die noch besser sind als die Konkurrenz. Allen voran Atlantic Books, dessen Chief Executive Toby Mundy trotz Rezession einen erfolgreichen Wachstumskurs fährt. Nicht überraschend wurde Atlantic vor wenigen Tagen als Verlag des Jahres ausgezeichnet.
Statt den Gürtel enger zu schnallen, machen Mundy und sein Cheflektor Ravi Mirchandani, der sich seit der selben Branchenveranstaltung Lektor des Jahres nennen darf, regelmäßig die Runde durch die Londoner Literaturagenturen und kaufen neue Bücher ein. Seit Aravind Adiga im vergangenen Jahr für seinen Debütroman „The White Tiger“ (Deutsch bei C.H. Beck) den Man Booker Prize for Fiction gewonnen hat, von dem Atlantic bislang knapp 375000 Exemplare verkauft hat, stehen dem Duo alle Türen offen.
Anthony Cheetham steigt ein
Ganz aktuell sorgt Atlantic allerdings mit einer hochkarätigen Personalie für Aufsehen: Anthony Cheetham steigt als Vorstandsmitglied ein. Mit dem 65-Jährigen hat Mundy eine der bekanntesten britischen Verlegerpersönlichkeiten ins Haus geholt, einen Mann, der wie er selbst für kalkulierte Risikobereitschaft bekannt ist, aber auch eine gute Nase für verkäufliche Bücher hat.
Bei Atlantic wird der erfahrene Verlagsmann, der im Frühjahr wegen Meinungsverschiedenheiten mit Ko-Verleger Mark Smith bei Quercus ausgeschieden ist (buchreport berichtete), im Rahmen eines Fünfjahresplans in erster Linie die verlegerische Verantwortung für das zu Jahresbeginn gegründete Imprint Corvus übernehmen, dessen Programmleitung in den Händen von Nicolas Cheetham bleibt. Die Namensgleichheit ist nicht zufällig: Es handelt sich um Anthony Cheethams Sohn.
Der Neuauftritt von Corvus sieht neben Krimis und Thrillern auch ein allgemeines Unterhaltungsprogramm mit Schwerpunkt Frauenliteratur vor. Außerdem will der Verlag – Quercus lässt grüßen – mit Contract Publishing, also der Lieferung maßgeschneiderter Bücher auf Bestellung, ein zweites Standbein aufbauen.
aus: buchreport.express 39/2009
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