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Kleine Verlage ganz groß

Kleine Verlage gibt es immer weniger? Stimmt nicht ganz. Sie werden sogar neu gegründet. Aktuell geschehen beispielsweise in Ebersbach bei Stuttgart. Accepta Kommunikation heißt der kleine Buchverlag, dessen Programm bisher genau ein Buch beinhaltet – geschrieben von der Verlagsinhaberin.

Vom Buch zum Film: Erich Kästners Fabian – Die Geschichte eines Moralisten, so lautet der Titel des ersten Buchs, das aktuell im Verlag Accepta Kommunikation erschienen ist.

Mit Kästner verbindet man eher Namen wie Luise, Lotte, Emil und Co., aber Fabian?

„Eigentlich hätte aus diesem klangvollen Titel eine Dissertation im Fach Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen werden sollen.“, erklärt Alexandra Gaida-Steingaß, Autorin und Verlagsinhaberin. „Aber als sich mein Doktorvater in den Ruhestand verabschiedete und der neue Doktorvater nochmals drei Jahre für die Dissertation veranschlagte, habe ich dieses Projekt für mich persönlich auf Eis gelegt.“

Nachdem die potenzielle Doktorarbeit, zu diesem Zeitpunkt schon fast 200 Seiten stark, einige Monate in der Schreibtischschublade ruhte bzw. als Datei auf dem PC schlummerte, entschied sich Gaida-Steingaß für einen Neuanfang.

„Durch meine Ausbildung zur Verlagskauffrau in einem Stuttgarter Buchverlag, mein Studium an der Hochschule der Medien im Fachbereich Mediapublishing und Verlagsherstellung sowie meine Diplomarbeit zum Thema Verlagsgründung wusste ich ja, wie es geht. Von daher war mir schnell klar: Selber machen lautet die Devise.“

Selber machen bedeutet in diesem Fall selber gründen und publizieren. „Ein Verlag ist von den Formalitäten her relativ schnell gegründet, ein Buch druckreif zu überarbeiten stellt die größere Herausforderung dar. Das bisherige Skript von allzu viel wissenschaftlichem Jargon zu befreien und so umzuformulieren, dass es einem breiteren Lesepublikum zugänglich wird, kostete Wochen wenn nicht gar Monate. Im Anschluss daran ist das Korrekturlesen zeitaufwändig. Man selbst kennt den Text beinahe auswendig, übersieht also schnell Rechtschreib- oder Zeichenfehler. Das finale Korrekturlesen habe ich einem befreundeten Lektor aus Frankfurt überlassen. Die anschließende Arbeit mit dem Grafiker, der dem Buch seine äußere und innere Gestalt verleiht, war für mich die entspannteste Phase. Da wusste ich: Hier ist ein Profi am Werk, der sich bezüglich Format, Satzspiegel, Schriftart etc. nichts vormachen lässt.“

Den Profi, in diesem Fall Walter Schneider, Inhaber des Stuttgarter Grafikbüros Schneiderdesign, kennt Alexandra Gaida-Steingaß schon seit vielen Jahren, war er doch ihr Ausbildungsleiter, als sie bei einem Stuttgarter Buchverlag ihre Lehre zur Verlagskauffrau absolvierte.

„Ich profitiere stark von meinem großen Netzwerk aus Studium und Ausbildung, meiner Berufstätigkeit bei verschiedenen Unternehmen in Esslingen, Stuttgart und Frankfurt sowie meiner beruflichen Selbstständigkeit im Bereich Grafik/Gestaltung & Presse-Öffentlichkeitsarbeit.“

Und das unkonventionelle, lebendige Cover des Buches?

„Auch hier greift mein Netzwerk.“, lacht Gaida-Steingaß. „Das Cover basiert auf dem Bild „Eckkneipe in Kreuzberg“ der Berliner Künstlerin Inge Denker, einer Freundin der Familie. Über dieses Bild lernte ich Inge vor einigen Jahren kennen und als ich mir Gedanken über die Titelgestaltung meines Buches machte, fiel es mir sofort wieder ein. Es passt thematisch sehr gut zu Kästner, der ja in Berlin in den 1920er Jahren seine vielfältigste und glücklichste Schaffensphase erlebte. Sein Roman „Fabian“ spielt übrigens ebenfalls in Berlin und da Fabian, genau wie Kästner, ein Lebemann ist, dürfte er die ein oder andere Kneipe in Kreuzberg tatsächlich besucht haben.“

Vor drei Jahren ergab sich dann ein weiterer interessanter Kontakt in die Hauptstadt. „Eines Tages klingelte bei mir das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war Wolf Gremm, der den „Fabian“ im Jahr 1980 erfolgreich verfilmt hat und der bis heute einer der aktivsten deutschen Regisseure ist. Gremm hatte ganz spontan auf meine schriftliche Interviewanfrage reagiert und mich kurzerhand persönlich angerufen. Er lud mich für meine weitere Recherche nach Berlin ein, wo sich der Sitz der renommierten Produktionsfirma Ziegler Film befindet, die den „Fabian“ im Jahr 1980 verfilmte. Die Geschäftsführerin Regina Ziegler, die übrigens die Frau von Wolf Gremm ist, war sehr offen. Ich durfte in den Archiven stöbern und alle für mich interessanten Unterlagen einsehen. Der damalige Leiter der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Ziegler Film, Thomas Petersen, hat sich ebenfalls rührend um mich gekümmert, schickte mir im Nachgang sogar älteres Filmmaterial auf zahlreichen DVDs zu. Nun bin ich gespannt, wie Wolf Gremm das Buch zu „seinem“ Film gefällt.“

Inhaltlich richtet sich Vom Buch zum Film: Erich Kästners Fabian – Die Geschichte eines Moralisten an Kästner-Interessierte, Schüler, Studierende, Dozenten der Literatur- und Medienwissenschaften sowie an alle, die sich mit den Themen Literatur und Film befassen. Das Buch widmet sich der Entstehungsgeschichte des 1931 von Erich Kästner verfassten „Fabian“-Romans sowie dessen Kinoverfilmung im Jahr 1980 durch Regisseur Wolf Gremm. Die ersten Kapitel betrachten die Weimarer Republik, die Literatur der Neuen Sachlichkeit und ihre Autoren, den Schriftsteller Erich Kästner und die Entstehung des „Fabian“-Romans. Der Hauptteil des Buches behandelt die wichtigsten Aspekte der „Fabian“-Verfilmung, wie beispielsweise die filmische Narrativität und das filmische Erzählen, die Biografie und die schöpferische Intention des Regisseurs sowie die Auswertung der Rezeptionsgeschichte.

Und was kommt als Nächstes? Wie sehen die zukünftigen Projekte des noch jungen Buchverlages Accepta Kommunikation aus? „Vielleicht ein paar Kinderbücher“, meint Alexandra Gaida-Steingaß augenzwinkernd. „Schließlich hat mich meine kleine Tochter bereits gefragt, wann sie denn ihr eigenes Buch bekommt. Und Inge Denker fertigt wunderbare Illustrationen an, die sich für Kinderbücher geradezu anbieten. Ausreichend Platz, um unser Buchlager zu erweitern, ist auch vorhanden. Und meine Begeisterung für das haptische, schön und wertig gestaltete Buch ist, gerade in Zeiten des e-books, selbstredend gegeben. Viele Voraussetzungen sind also erfüllt.“

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