Bei Cornelsen drohen angeblich 25% der Stellen abgebaut zu werden. Der „Tagesspiegel“ berichtet von einem „Klima der Angst“ im Unternehmen.
Nach einem Bericht des „Tagesspiegel“ hat die Geschäftsführung seit Januar 200 von insgesamt 1000 Mitarbeitern Aufhebungsangebote gemacht. 174 Angestellte hätten unterschrieben, rund 50 würden freiwillig ausscheiden, gingen in den Vorruhestand oder wechselten in den Schuldienst. Cornelsen selbst rechne mit weniger als 30 betriebsbedingten Kündigungen. Bis Jahresende soll rund ein Viertel der Beschäftigten das Unternehmen verlassen, schreibt das Berliner Blatt.
Zum Vergleich: Im März berichtete buchreport.express, dass bis Ende des Jahres 200 Vollzeitstellen wegfallen werden, 50 Stellen davon entfielen aufgrund auslaufender Verträge, Befristungen oder Verrentungen, die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen werde unter 100 liegen.
Cornelsen hoffe auf freiwillige Abgänge durch Aufhebungsverträge, doch tatsächlich gebe es einen „heftigen Druck“ (was der Verlag dementiert), so der „Tagesspiegel“ – Jörg Reichel von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi werfe dem Traditionsunternehmen vor, Aufhebungen „systematisch zu erzwingen“: „Die beruflichen Leistungen werden in Grund und Boden geredet, damit das Angebot angenommen wird.“ Seit dem vergangenen Herbst herrsche in der Belegschaft ein „Klima der Angst“, schreibt das Blatt.
Der 2007 angetretene Geschäftsführer Alexander Bob hatte den Umbau und Personalabbau bei Cornelsen im Frühjahr unter dem Stichwort der Digitalisierung vorangetrieben. In Zukunft wollen sich die Berliner nach eigenen Angaben auf den Schulmarkt konzentrieren, der sich momentan im Umbruch befindet. Die Verbesserung der Prozesse und IT-Systeme sei kostspielig, Investitionsmittel fürs digitale Schulbuch hat die Verlagsgruppe in den vergangenen Monaten mit Verkäufen von Verlagseinheiten eingespielt. „Wir wollen uns moderner und effizienter aufstellen“, erklärte Bob im März gegenüber buchreport. „Wir werden produktiver als in der Vergangenheit.“ Doppelarbeit werde im Zuge des Personalschnitts künftig vermieden.
Gleichzeitig stellen die Cornelsen Schulverlage Bob zufolge jetzt die Weichen, „um auch in Zeiten von sinkenden Schülerzahlen und einem insgesamt schrumpfenden Markt erfolgreich agieren zu können“. Man kalkuliere mit etwa 15 bis 20% weniger Schüler bis 2031.
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