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Know-How des Handels nutzen

Die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) kritisiert in einem offenen Brief, dass C.H.Beck E-Book-Pakete ausschließlich direkt vermarktet. AWS-Vorsitzender Thomas Emig (Foto) fordert, das stationäre Sortiment in den E-Book-Vertrieb einzubeziehen.

Ist der Buchhandel wirklich überrascht, dass das Geschäft mit digitalen Produkten an ihm vorbei geht?

Das Geschäft geht definitiv nicht am Buchhandel vorbei und wir tun auch alles dafür, dass es nicht so weit kommt. Für die meisten AWS-Mitglieder ist das Thema E-Books ja kein Neuland, mit dem Thema wurden wir schon relativ früh konfrontiert. Wasmuth beispielsweise beliefert viele asiatische und amerikanische Bibliothekskunden, da ist es schon seit Jahren gang und gäbe, E-Content zu nutzen. Aus Gesprächen mit Verlagen und Bibliotheken, die wir Anfang des Jahres geführt haben, ist hervorgegangen, dass die wissenschaftlichen Sortimenter besonders gefragt sind, sich als Lieferant im E-Content-Bereich vor Ort zu positionieren. Nicht jeder Händler kann das leisten, da wird es langfristig gewiss eine Auslese geben.

Welche Lösungen wurden bislang mit den Verlagen entwickelt?

Gute Beispiele sind UTB und Springer: Deren E-Book-Pakete werden einerseits direkt an die Bibliotheken abgegeben, auf der anderen Seite signalisieren uns die Verlage, dass sie ihre Handelspartner aus dem Printbereich auch ins E-Content-Geschäft mitnehmen möchten. Wasmuth ist einer der lizenzierten Händler bei UTB.

Und was wollen die Kunden?

Die Bibliotheken sind momentan noch vorsichtig und sondieren, mit welchem Partner sie arbeiten wollen. Da gibt es ja die unterschiedlichsten Möglichkeiten von buchfernen Anbietern bis zum Direktbezug.

Spielt die individuelle Preisstellung bei E-Book-Paketen eine Rolle, den Buchhandel außen vor zu lassen?

Ich glaube nicht, dass das Preisargument ein wesentlicher Aspekt ist. Der Beck-Verlag, der seit jeher auch eine direkte Vertriebsschiene fährt, wird seine Umsätze, die er mit dem Sortiment macht, nicht kannibalisieren. Es ist wohl eher das Gefühl, sich schnellstmöglich die Kunden zu sichern. Das kann man aber auch zusammen mit dem Sortiment machen.

Ist der aktuelle Fall ein spezielles Problem des wissenschaftlichen Sortiments?

Das, was momentan in Richtung Direktvertrieb läuft, ist eher der Panik und des Schnellseinwollens geschuldet. Außerdem probieren die Verlage noch viel aus. Dabei sollten sie aber nicht vergessen, dass es die Händler sind, die das Ohr am Kunden haben. Ob wissenschaftlicher oder allgemeiner Sortimenter: Die Verlage sollten diesen Informationsvorsprung nutzen.

Thomas Emig
Der Geschäftsleiter der Berliner Wasmuth Buchhandlung bildet zusammen mit Barbara Mahlke (Mauke+Schweitzer, Hamburg) und Thomas Kohl (Gutenberg Buchhandlung, Mainz) den Vorstand der AWS.

(Die Fragen stellt Nicole Stöcker; aus buchreport.express 15/2009)

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