Die ruhigen Wochen der vom Insolvenzverwalter betriebenen „Normalisierung“ der KNV-Dienstleistungen sind vorbei: Jetzt läuft die Entscheidungsphase über die Zukunft des Unternehmens und damit auch der deutschen Buchbranchenlogistik. Dass es damit nicht so weiter geht wie bisher, hat Insolvenzverwalter Tobias Wahl zuletzt mit einer Reihe betriebswirtschaftlich getriebener Entscheidungen deutlich gemacht:
- Der KNV-eigene Transportdienst mit LKW-Flotte und Fahrern wird aufgegeben.
- Die als nicht wirtschaftlich identifizierte Montagsbelieferung von rund 160 Buchhandlungen wird ab sofort gestrichen.
- Bei dem jetzt voll einsetzenden Schulbuchgeschäft macht KNV ebenfalls einen Rückzieher: Den komplexen wie knapp kalkuierten Schulbuch-Fullservice für Buchhandlungen hat KNV operativ an den Schulbuch-Spezialisten Ha.Se delegiert.
Damit wird das KNV-Konstrukt für Investoren übersichtlicher, was immer sie in mittelfristiger Perspektive mit einer KNV-Übernahme verbinden.
Viel Aufmerskamkeit hat in der Branche zuletzt das von buchreport bereits am Feier-Donnerstag (30.5.) berichtete Interesse des Berliner Logistik-Unternehmens Zeitfracht ausgelöst, das moderne KNV-Logistik-Zentrum in Erfurt zu übernehmen. Zeitfracht hat bisher keine besondere Affinität zum Buchmarkt, sondern ist mit 6 Dienstleistungssäulen rund um Logistik- und Verkehr breit aufgestellt und auf Expansionskurs.
Das rückläufige KNV-Großhandelsgeschäft (Barsortiment) dürfte allerdings – unabhängig von der Buchnähe eines Investors – weiter unter kritischer Beobachtung stehen.
Die Insolvenzverwaltung lässt sich bisher nur soweit ein, bald zum Ziel kommen zu wollen („idealerweise noch im Juli an einen Investor übergeben“) und mit mehreren Interessenten zu verhandeln. Die ursprünglich noch von KNV-Gesellschafter Oliver Voerster mit einem Investor für die ganze Unternehmensgruppe geführten Verhandlungen waren Voerster zufolge „am 13.2.2019 abends“ gescheitert und hatten unmittelbar in die Insolvenz geführt. Damit wurde Insolvenzverwalter Wahl die Option eröffnet, einen neuen Sanierungsanlauf unter Insolvenzbedingungen zu starten.
Leider haben die aufgeblähte Struktur des Logistikapparates nach 2001, falsche Personalent-scheidungen (sachkundiges Wissen wurde gegen überfordertes aber gewogenes Personal ausgetauscht) bereits den Grundstein für diese Entwicklung gelegt. Schade um diese ansonsten tolle Firma!