In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2022 ist in Weißenhorn der Verleger und Heimatpfleger Anton H.
Konrad kurz nach seinem 85. Geburtstag verstorben.
Geboren war er 1937 in Illertissen. Dem Abitur 1956 im Kolleg der Schulbrüder schloss sich bis 1959 eine
Ausbildung als Verlagsbuchhändler beim Verlag W. Kohlhammer in Stuttgart an. Bis 1965 folgte das
Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Historischen Hilfswissenschaften an den Universitäten
München und Würzburg, dazwischen ein halbjähriges Praktikum bei einem bekannten Londoner Verlag.
Mit diesem wissenschaftlichen und buchhändlerischen Rüstzeug gründete Konrad 1961 in Neu-Ulm einen
eigenen Verlag, mit dem er nach der Verehelichung mit seiner Frau Christl 1964 in das nahe Weißenhorn
umzog.
Seitdem ist Weißenhorn in über 600 Büchern als Verlagsort genannt, und damit ein in der
wissenschaftlichen Literatur weit über unsere Region hinaus zu einem Begriff geworden.
Dabei war es durchaus ein Risiko, einen Verlag außerhalb der großen Buchzentren München, Stuttgart
oder Frankfurt zu gründen, noch dazu mit einem so anspruchsvollen Programm: Künstlermonographien,
Orts- und Klostergeschichten, landesgeschichtliche Darstellungen, Biographien, volkskundliche Literatur,
kartographische und graphische Werke. Dazu brauchte es Mut, Weitsicht, Durchhaltevermögen, um sich
auf dem Buchmarkt zu behaupten. Das gelang Anton Hubert Konrad zum einen durch die Wahl der
Themen und Titel, die von der räumlichen Nähe, von Schwaben, in die Feme reichten: nach Altbayern,
Österreich, in die Schweiz, ja bis nach Berlin, Prag und in das Baltikum. 2016 hat er nach 55 Jahren
verlegerischer Tätigkeit den Betreib an seinen Sohn Christoph übergeben, der seither das Verlagshaus
fortführt.
In Weißenhorn war Anton Konrad vor allem auch als Heimatpfleger und ehem. Vorsitzender des Heimat-
und Museumsvereins bekannt und geschätzt. Von 1964 bis 1988 war er Vorstand des Heimat- und
Museumsvereins Weißenhorn, auch zeitweise Museumsleiter. 1970 wurde er zum Heimatpfleger im
Landkreis Illertissen bestellt, seit 1972 Teil des Landkreis Neu-Ulm, eine Tätigkeit, die ihm zur
Lebensaufgabe wurde: Sorge zu tragen für die Erhaltung des historischen Baubestandes, für die
Kulturlandschaft seines Zuständigkeitsbereichs. Vor und auch nach dem 1973 erlassenen Bayerischen
Denkmalschutzgesetz war er unermüdlich tätig – oft gegen erheblichen Widerstand – historische
Bausubstanz zu erhalten. So verdanken viele ortsbildprägende Gebäude ihr Überleben ganz wesentlich
seinem nie erlahmenden Engagement. Dazu zählen in Weißenhorn das historische Stadttheater und die
Schranne, die heutzutage aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken sind, das „Alte
Schulhaus“, in dem seit 1978 der Anton H. Konrad Verlag beheimatet ist und der Wiederaufbau der
gotischen Zinnen an den Giebeln des Weißenhorner Rechbergschlosses, dem heutigen Rathaus. In
Illertissen gelang ihm die Verhinderung der vorgesehenen Verunstaltung des Neorenaissance-Rathauses.
Eine „Krönung“ seines heimatpflegerischen Einsatzes stellt zweifellos der 1984 erfolgte Wiederaufbau der
Zwiebelkuppel auf dem großen Illertisser Schlossturm dar; diese war im 19. Jahrhundert beseitigt worden.
Zu den vielen heimatpflegerischen Initiativen und Aktivitäten Anton Konrads zählt auch das kleine, aber
feine Illertisser Heimatmuseum, das 1939 geschlossen und später vergessen wurde. Konrad gründete
1970 mit einigen Mitstreitern den „Verein für Heimatpflege Illertissen und Umgebung“ mit dem Ziel, das
Museum – jetzt im Vorderen Schloss – wieder zu eröffnen.
Die ganz große Liebe Konrads war aber zweifellos das Barockkloster Roggenburg, das er mit mehreren
Ausstellungen 1967 und dann zum 850. Bestehen im Jahr 1976 wieder ins Bewusstsein der Menschen
brachte, und für das er sich unentwegt einsetzte bis diese Aufgabe ab 1982 von den zurückgekehrten
Prämonstratensern übernommen worden ist.
Vielen war Anton Konrad vor allem auch von zahllosen Führungen und Vorträgen her bekannt, mit denen
er in der Öffentlichkeit für die Notwendigkeit von Denkmalschutz und Heimatpflege warb.
Die große Wertschätzung seiner Person und die öffentlichen Ehrungen, die er erfahren durfte, sprechen
für sein Wirken: 1982 der Buchpreis des „Bayerischen Clubs“ in München, 1989 die Kommunale
Verdienstmedaille in Bronze des Freistaates Bayern, im Herbst 2013 die Verleihung des Verdienstkreuzes
am Bande der Bundesrepublik Deutschland und zuletzt, Anfang Januar 2014, die Ehrennadel der Stadt
Weißenhorn.
Christoph Konrad auf Grundlage eines von Hans Roth verfassten Lebensbildes in der Zeitschrift „Schönere
Heimat“ 103, 2014
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