Wie können Verlage veränderten Kundenbedürfnissen begegnen? Mögliche Anregungen gibt die Konferenz „Verlag 3.0“, die die Akademie des Deutschen Buchhandels am 19. Juli 2011 in München veranstaltet (hier mehr). Birte Hackenjos, Geschäftsführerin von Haufe-Lexware stellt in einem Vortrag das neue Editorial Department der Haufe Gruppe vor. Im Interview mit Berater Ehrhardt F. Heinold erläutert sie, wie der Fachverlag auf diese Weise den Veränderungen in der Verlagswelt begegnet.
Sie haben mit dem Editorial Department eine neue Abteilung geschaffen. Mit welcher Zielsetzung?
In der Haufe Gruppe gab es natürlich auch Redaktionen – in den alten Firmenstrukturen und um Produkte herum organisiert. Kunden wollen heute aber immer weniger nur einen speziellen Content kaufen, sondern suchen zunehmend integrierte Gesamtlösungen für ihren Arbeitsalltag. Mit der neuen Organisation der Gruppe, einer Matrixorganisation, die sich konsequent an unseren Zielgruppen ausrichtet, haben wir mit dem Editorial Department eine Einheit geschaffen, die mit zentraler Kompetenz als Querschnittsorganisation das Angebot der gesamten Gruppe mit Inhalten in hoher Qualität und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen und Medienformen zugeschnitten versorgt – und das in enger Abstimmung mit dem Produktmanagement, das wiederum dezidiert die Kundenbedürfnisse, Vermarktung und Geschäftsmodelle im Blick hat.
Was sind die größten Veränderungen für die Redakteure?
In den alten Strukturen waren viele Redakteure auch Produktmanager. Diese beiden Aufgabenbereiche haben wir organisatorisch getrennt. Das Arbeiten in den neuen Rollen und das gemeinsame Ringen um die beste Lösung war und ist für viele eine neue Erfahrung. Allerdings auch eine, die inzwischen zu deutlich besseren Lösungen für den Kunden geführt hat. Wohlgemerkt nicht deshalb, weil in den alten Strukturen Redakteure nicht auch schon ihr Bestes gegeben hätten, sondern weil die Anforderungen des Marktes heute eine Spezialisierung, Differenzierung und eine hohe Flexibilität notwendig machen. Das bedeutet im Übrigen auch, dass sich die Mitarbeiter zunehmend weniger in ihren organisatorisch vorgegeben Abteilungen bewegen, sondern sehr viel mehr in Projektstrukturen. Auch das muss gelernt werden.
Wie haben Sie dieses Ziel erreicht?
Veränderungen in einer solchen Dimension in einem Haus wie unserem mit über 1.000 Mitarbeitern sind ein Prozess. Und neben der Zeit, die Sie dafür brauchen – und wir sprechen hier von Jahren, nicht von Monaten – sind mehrere Dinge entscheidend: die klare Festlegung der Ziele, eine sorgfältige Planung des Change-Managements, aber auch die intensive Kommunikation und das emotionale Mitnehmen der Mannschaft und last but not least: die Konsequenz, nicht nachzulassen im Veränderungsprozess.
Was raten Sie Verlegern?
Stellen Sie sich so flexibel auf, dass Sie agieren können, auch wenn Sie den Markt von morgen noch nicht in allen Details kennen. Der Kunde wird Tempo und Richtung bestimmen – und das Tempo wird schneller werden und die Richtung eine andere sein als heute. Das gilt nicht nur für Marketing und Vertrieb, sondern auch zum Beispiel für die Redaktion, die bei uns eine zentrale, leistungserstellende Einheit ist. Fangen Sie damit heute an und handeln Sie konsequent. Denn die Veränderung muss rechtzeitig in den Köpfen ankommen und braucht Zeit.
Die Fragen stellte Ehrhardt F. Heinold
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