Konzentration im akademischen Markt: Die Wissenschaftsverlage De Gruyter und Brill, beide mit Schwerpunkten in den Geistes- und Sozialwissenschaften, wollen sich unter dem neuen Namen De Gruyter Brill zusammenschließen. Dafür will De Gruyter sämtliche Brill-Wertpapiere für eine Gesamtsumme von 51,5 Mio Euro kaufen.
Der Deal soll, wenn alle Genehmigungen erfolgen, im Laufe des 2. Quartals 2024 stehen. Als Hauptsitz von De Gruyter Brill ist Berlin geplant, wo De Gruyter sitzt. Die Sitz von Brill in Leiden (Niederlande) soll zur zweitgrößten Niederlassung werden und weiter eine wichtige Rolle im neuen Verbund spielen.
Mit neuer Größe Skaleneffekte heben
Mit dem Zusammenschluss erschaffe man „den führenden akademischen Verlag im Bereich der Geisteswissenschaften”, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Es biete sich die „einmalige Gelegenheit, das organische Wachstum zu beschleunigen und die notwendige Größe zu erreichen”. Das kombinierte neue Unternehmen kommt auf etwa 750 Mitarbeitende und einen Umsatz von ca. 134 Mio Euro. Die zusammengelegten Portfolios umfassen mehr als 3.500 Bücher und 800 Zeitschriften, die pro Jahr veröffentlicht werden. Durch die neue Größe soll der Übergang zu Geschäftsmodellen wie Open Access erleichtert werden, außerdem soll in Technologien fürs Prozessmanagement und eine (Inhalte-)Plattform investiert werden. Das helfe, das Autorenerlebnis sowie die Dienstleistungen für Bibliotheken und Institutionen weltweit weiter zu verbessern. Auch einen effektiveren Vertrieb und ein effektiveres Marketing verspricht man sich dadurch.
Der künftige Führungskreis
De Gruyter Brill soll künftig von einem Kern-Führungsteam geleitet werden, bestehend aus dem derzeitigen De Gruyter-CEO Carsten Buhr, dem De Gruyter-CFO Christopher Radloff sowie Jasmin Lange, die Chief Publishing Officer (CPO) von Brill ist. Das erweiterte Management-Board soll aus 7 Mitgliedern bestehen: Neben dem Führungstrio umfasst es einen Chief Commercial Officer (CCO), einen Chief Operations Officer (COO), einen Chief Technology Officer (CTO) und einen Chief Human Resources Officer (CHRO). Die jeweiligen Personen für die Positionen sollen so schnell wie möglich ernannt werden. „Es ist beabsichtigt, die Geschäftsbereiche so bald wie möglich nach dem Abschluss der Transaktion vollständig zu integrieren.”
Beide Verlage sind in den vergangenen Jahren gewachsen
Beide Verlage haben in den vergangenen Jahre versucht, stärker zu wachsen, sowohl organisch als auch durch Zukäufe. Anfang dieses Jahres erst übernahm De Gruyter bspw. den US-Anbieter Mercury Learning and Information, um das STEM-Angebot zu erweitern und das Nordamerika-Geschäft zu stärken, das strategisch ausgebaut werden soll.
Brill ist durch Zukäufe auch in Deutschland vertreten, angefangen mit den Verlagen Ferdinand Schöningh und Wilhelm Fink, die zum Jahresanfang 2017 übernommen wurden. Nach weiteren kleinen Zukäufen folgte 2021 dann die größte Übernahme in der Brill-Geschichte, als Vandenhoeck & Ruprecht (V&R) inklusive des 2017 von V&R übernommenen Böhlau Verlags ins Portfolio wanderte. 2022 kam das als Brill Deutschland gebündelte Deutschland-Geschäft auf 10,5 Mio Euro Jahresumsatz und landete so auf Platz 91 des buchreport-Rankings der „100 größten Buchverlage“. De Gruyter steht in diesem Ranking mit einem Jahresumsatz von 86,3 Mio Euro auf Platz 18.
Kommentar hinterlassen zu "Konzentration im Wissenschaftsmarkt: De Gruyter und Brill schließen sich zusammen"