Der deutschsprachige Buchmarktführer Thalia (ca. 300 Filialen) und der nordrhein-westfälische Regionalfilialist Mayersche (55 Filialen) schließen sich zusammen. Zum Paket gehört auch die Mayersche-Tochter B.O.B, die zahlreiche Nebenmärkte vor allem im Lebensmittelhandel mit Buchflächen bespielt (SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte, Supermärkte und Drogerien).
Die Unternehmen Mayersche/B.O.B und Thalia werden gesellschafts-rechtlich integriert, heißt es in der Mitteilung der Unternehmen. Der bisherige Thalia-Gesellschafterkreis, bestehend aus den Familien Herder, Kreke, Busch und Göritz, wird um die Familie Falter erweitert. Hartmut Falter wird zweiter geschäftsführender Gesellschafter und Mitglied der Geschäftsleitung von Thalia. Das Mayersche-Stammhaus in Aachen verbleibt weiterhin bei der Familie Falter.
Hartmut Falter soll weiterhin die Mayersche KG mit Best Of Books direkt führen, die Integration der beiden Unternehmensgruppen leiten und die Verantwortung für den Bereich Unternehmensentwicklung für das Gesamtunternehmen übernehmen. Die Mayersche-Zentrale in Aachen bleibt erhalten und soll zukünftig Serviceaufgaben des gemeinsamen Unternehmens übernehmen. Neben den stationären Standorten soll auch das Online-Geschäft zukünftig gemeinsam vorangetrieben werden.
Begründung der Elefantenhochzeit: »veränderte Rahmenbedingungen«
Begründet wird das Zusammengehen der beiden Unternehmen mit den veränderten Rahmenbedingungen im Buchhandel. Dafür seien zukunftsweisende Konzepte und Allianzen notwendig, um weiterhin erfolgreich am Markt zu agieren: „Thalia und die Mayersche verschmelzen zu einem innovationsstarken Buchhändler, der nicht nur für eine hohe Marktpräsenz steht, sondern auch für das im internationalen Vergleich erfolgreichste Omni-Channel-Buchhandelsunternehmen“, sagt Michael Busch. Der Zusammenschluss sei zugleich ein klares Signal für die Branche: „Wir setzen auf beständige Allianzen, denn wir im deutschen Buchhandel sind erfolgreicher, wenn wir gemeinsam handeln.“
Der Zusammenschluss steht unter Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts. Die Behörde hatte in der Vergangenheit den (mittlerweile wieder aufgelösten) Zusammenschluss von Weltbild und Hugendubel zur DBH, verbunden mit der Übernahme von Regionalfilialisten, nur mit Auflagen durchgewunken. Zum Teil mussten gemeinsame Standorte aufgegeben werden.
In der buchreport-Übersicht Die größten Buchhandlungen wurden die Brutto-Umsätze von Thalia auf 950 Mio Euro geschätzt, die Mayersche (ohne B.O.B) auf 155 Mio Euro. Zu Thalia gehören auch Buchhandlungen in Österreich und eine 50%-Beteiligung an Orell Füssli Thalia in der Schweiz.
Der Zusammenschluss von Mayersche und Thalia hat im Grunde dieselbe Ursache wie der von Kaufhof und Karstadt: Das immer weitere Vordringen der us-amerikanischen Online-Krake Amazon.
Leider gibt es zu viele Verbraucher, die alles Mögliche bei Amazon bestellen, ohne auch nur einen Gedanken darauf zu verschwenden, was dies langfristig für die Einkaufskultur in unseren Städten bedeutet.
Im Buchhandel gibt es – Gottseidank – immer noch die Preisbindung, außerdem bei vielen Buchhandlungen mittlerweile auch Online-Bestellmöglichkeiten. Per Telefon kann man als Buchhandelskunde seit eh und je bei der Buchhandlung seines Vertrauens bequem bestellen.
So ist es ziemlich ärgerlich, dass so viele durch gedankenloses Bestellen bei Amazon dem Weiterwachsen der quasimonopolistischen Marktmacht dieser Online-Krake Vorschub leisten, obwohl doch jeder nur halbwegs Informierte wissen sollte, dass Amazon in Deutschlnd praktisch keinerlei Steuern bezahlt.
Die Kunden entscheiden sich bewußt wieder vermehrt für die kleinen Buchhandlungen, sie wünschen sich anstatt Eintönigkeit wieder mehr Vielfalt. Da braucht man nichts erklären oder bedauern Thomas. Immer mehr begreifen den Unterschied zwischen Liebe zum Buch und Kommerz wenn bekannt wird wie Thalia den Platz im Regal an den meistbietenden vergibt und Verlage mit WKZ erpresst.
Wieso haben als Konsequenz dieser Fusion die „Verlage noch mehr Grund, sich um Direktvermarktung“ zu kümmern? Wenn sie schlau sind, lassen sie sich nicht unter Druck setzen, sondern bieten den echten kleinen Buchhandlungen bessere Konditionen an! Die werden am Ende in der Masse die Abnehmer der Verlagsprodukte sein. Solche Fusionen sind, wie bei der DBH und der weniger guten Entwicklung von Hugendubel im Norden zu sehen, keine Bank, auf die ewig zu setzen ist.
Der Kunde entscheidet….da kann man noch so viel erjlären und bedauern
Aha, ein Paukenschlag also – und schade für den gesamtdeutschen Buchmarkt.
Nun haben wir auch im Buchhandel, analog zu Warenhaus nur noch einen Karstadt-Kaufhof. Die experimentellen Neuansätze von Hugendubel und der bodenständige Expansionsdrang von Osiander sind zu Randerscheinungen abgewertet; gerade diesem muss das wie ein Schlag ins Gesicht vorkommen: so mancher der Branche hätte sich insgeheim wohl ein weitere Stärkung der Allianz zwischen Osiander und Mayersche lieber gewünscht, um langfristig wenigstens 2 ähnlich große Marktbeherrscher im Handel zu erkennen.
Eins aber ist auch klar: im eCommerce bleibt eine noch so starke aber auf D/A/CH beschränkte Handelsgruppe ein kleines Licht gegenüber Amazon: die jetzige Fusion verschafft da kaum neue Vorteile. Und weitere Läden werden verschwinden: das Kartellamt wird die Doppelstandorte noch mehr als genau unter die Lupe nehmen.
Ist es also schade? Nein, die Aktion ist den wohl auch in den nächsten Jahren erwarteten Zerfallserscheinungen des Einzelhandels gewidmet und dem Konsument, der in einer deutschen Innenstadt noch ein Medienkaufhaus betritt, dürfte das Türschild ziemlich egal sein.
Ist es nützlich? Nein, den die Konzentration an der Spitze hat unweigerlich Folgen für den restlichen eher kleinteilig strukturierten Buchhandelsmarkt: die jetzt schon beklagte Konditionenspreizung zwischen Konzern- und wirklichem EINZEL-Handel wird zunehmen, der Druck auf die erfolgreichen Standorte wächst, Vielfalt und Lokalstrukturen werden weiter ausdünnen.
Was bleibt? Vorerst ein eindeutiger Gewinner der gesamten Handelsumwälzung und Konzentration im Buchhandel der letzten 25 Jahre – und ein harter Aufschlag auch für die Verlage: ein weiterer Grund, sich dort noch mehr um alle Direktvermarktungsmöglichkeiten zu bemühen…