Die Coronakrise wird für einen Digitalisierungsschub im Bildungsbereich sorgen. Das steht explizit und gleichermaßen als Prognose und Forderung im Leopoldina-Gutachten „Coronavirus-Pandemie – Die Krise nachhaltig überwinden“ vom 13. April. Die Schulschließungen hatten deutlich gemacht, dass es mit dem „Digitalpakt“ in der Bildung nicht weit her ist.
„Während viele Berufstätige aktuell vernetzt über die Unternehmens-IT ins Home-Office ausweichen, wird in den zwangsgeschlossenen Schulen weiterhin improvisiert und zum Teil erst einmal ein E-Mail-Verteiler aufgebaut“, hatte buchreport Mitte März analysiert: Der Digitalpakt Schule habe bisher nur wenig Spuren hinterlassen.
„Das Angebot digitaler Unterrichtsmaterialien muss vergrößert und leicht zugänglich gemacht werden“, fordert jetzt die Leopoldina-Kommission, die sich zugleich für eine baldige Wiedereröffnung von Schulen und Bildungseinrichtungen stark macht, sowie kompensatorische Maßnahmen auch in den Sommerferien, um negative Auswirkungen der Schulschließungen vor allem für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler. „Für alle Bildungsstufen sollten als Folge der Krise didaktisch gut aufbereitete Angebote für das „Selbst- und Distanz-Lernen“ ausgebaut und auch überregional verfügbar gemacht werden.“
Perspektivisch halten die Wissenschaftler für den Bildungsbereich fest:
„Festzuhalten ist aber auch, dass die Krise den Digitalisierungsschub im Bildungsbereich beschleunigt, der zur Verbesserung der digitalen Ausstattung der Institutionen, der digitalen Kompetenzen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sowie zur schnelleren Entwicklung von Konzepten und Programmen zur Nutzung von digitalen Methoden und Medien im Unterricht und im Bildungswesen überhaupt führen wird. Damit ist verbunden, dass die erheblichen Vorzüge und Grenzen von Digitalisierung im Bildungswesen genauer erfahren und – im Nachgang, auch durch wissenschaftliche Begleitforschung – in ihren Nutzungsmöglichkeiten präzisiert werden können. In der Krise wird sichtbar, wie wichtig es ist, digitale Möglichkeiten zur Substituierung und/oder Ergänzung des Präsenzunterrichts zu entwickeln. Es gilt, den Einsatz moderner didaktischer Methoden und Mittel nach der Krise weiterzuentwickeln.“
Die Leopoldina, ausführlich: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, ist eine naturwissenschaftlich-medizinische Gesellschaft, die unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich bearbeitet und die Ergebnisse der Politik und der Öffentlichkeit vermittelt. Das aktuelle Gutachten ist im Vorfeld der politischen Beratungen zum weiteren Umgang mit der Coronakrise erstellt worden, s. auch „Exit-Empfehlung – mit Maske“.
Die politischen Entscheidungen wollen Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch (15.4.) in einer Telefonkonferenz treffen. Um Ostern hatte es aus dem politischen Lager unterschiedliche Einlassungen gegegeben zwischen dem Beginn einer konkreten Exit-Strategie und dem Festhalten an den bisherigen Restriktionen.
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