Das zurückliegende Weihnachtsgeschäft kann als Indikator für Potenziale und Baustellen im E-Book-Markt gewertet werden, ist doch spätestens seit 2011 die Hardware-Ausstattung vorhanden, sind die E-Books in den Köpfen eines großen Publikums angekommen. buchreport.de hat sich bei einer kleinen Stichprobe von Buchhändlern umgehört. Ein Fazit: Die Produkte leiden unter der mangelnden Marktmacht der Branchenakteure.
Kunden zeigen reges Interesse an E-Books
Auch Susanne Martin von der Schiller Buchhandlung in Stuttgart verzeichnet seit der Frankfurter Buchmesse eine deutlich höhere Nachfrage nach E-Readern.
Für Martina Bergmann (Foto re.) von Bücherland Westfalen (Borgholzhausen) ist das Reader- und E-Book-Geschäft kein relevanter Umsatzfaktor, aber ein wichtiges Instrument der Kundenbindung. Sie kooperiert mit einem benachbarten Handy- und Computerladen, der mit den Kunden das passende Gerät aussucht und ihren Shop www.buecherlaender.de direkt einrichtet. Beschwerden gab es dank dieses Modells nicht.
Seine Kritikpunkte:
- Keine echten Vorabtests der Geräte möglich.
- Buchhändler wurden nicht ausreichend über Details der technischen Einbindung und Ausgestaltung der Reader-Shops informiert.
- Viele Shop-Lösungen seien fragwürdig (bzw. ein „Kuckucksei“ für den Buchhändler).
- Alle Hersteller hätten zu spät ausgeliefert, es blieb kaum Zeit für eine adäquate Präsentation.
- Unbefriedigende Lieferzeiten und Lieferfähigkeit.
- Unzureichendes Bildmaterial.
- Keine Freiexemplare, keine Testexemplare, sehr teure Selbstschulung.
- Unbefriedigende Information und digitales Bildmaterial für Accessoires.
- Teilweise unbefriedigende Liefersituation für Accessoires.
- Alles, was verkauft wird, muss auch funktionieren.
- Lieber weniger Features, die funktionieren.
- Tastaturgesteuerte Geräte sind zu kompliziert.
- Einfache Shop-Lösungen ohne notwendige Zusatzerklärungen.
- Wenn WLAN, dann „Plug and Play“.
- Minimal-Backend zum Nachvollziehen von eBook-Käufen
- direkt findbarer, aufrufbarer, sauber vorinstallierter Shop auf dem Reader
Zwar könnten Kunden, die sich vorab nicht im Internet über die Angebote der Konkurrenz informierten oder solche, die ihrem Buchhändler vertrauen, vielleicht vom Kauf überzeugt werden. Nicht akzeptabel sei das Angebot für anspruchsvolle Kunden, Profi-Leser, Reisende, Digital Natives, Smartphone- oder Tablet-Nutzer oder überzeugte Amazon- bzw. Apple-Kunden. Schirdewahn will den E-Reader der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB deshalb nicht anbieten.
Die Lösung aus Sicht von Susanne Martin: Ein konkurrenzfähiger Reader, der als „Branchenreader“ laufen könnte und der einen wirklichen Gegenpol zum Kindle darstellt – eventuell auch ein einheitliches Branchenportal.
- Online-Produkt: Für viele Nutzer sind E-Books ein reines Online-Produkt, berichtet Simone Dalbert (Buchhandlungen Schöningh): „Dass man E-Book-Reader und auch E-Books offline beim Buchhändler seines Vertrauens kaufen kann, sollte dem Leser bewusster werden.“
- Kopierschutz: Dank der DRM-Probleme bei manchen Geräten scheint den Kunden die Nutzung eines anderen Readers komplizierter als die des Kindles. Dies treibe viele Kunden in die Arme von Amazon.
- Shop-Qualität: Wrensch betont, dass auch das Herunterladen der E-Books deutlich leichter werden muss: „Sonst treiben wir unsere Kunden zu Amazon, Apple oder großen anderen Marktteilnehmern.“
- Bundles: Viele Leser wünschen sich eine Kombination aus Print-Buch und E-Book, Bundles werden von den Verlagen aber bisher selten angeboten.
- Preisgestaltung: Der Preisunterschied zwischen Print-Buch und E-Book sei momentan so gering, dass er viele abschreckt.
- Konditionen: „Die Konditionen für E-Book-Downloads bei den Barsortimenten sind eine Zumutung“, moniert Martin von der Schillerbuchhandlung. Hier sollte nachgebessert werden.
- Geschenke: Dass E-Books auch verschenkt werden wollen, sollte rasch in den Köpfen der Verlagsmenschen ankommen, so Martin. Dafür bräuchte die Branche auch eine haptische Lösung wie z.B. die E-Book-Karten von Epidu. Martin: „Wir hatten mehrere Kunden, die E-Books verschenken wollten und die es wenig charmant fanden, Links zu verschicken oder Internetgutscheine zu verschenken.“
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