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Kulturelle Gesundheit in Gefahr

Während Ökonomen weltweit eine zweite Große Depression befürchten, ist das Schreckgespenst der Ökonomen zumindest im britischen Buchhandel bereits ein Dauergast. Unter den britischen Sortimentern weicht die chronisch schlechte Laune der vergangenen Monate allmählich einer Alarmstimmung. Vor diesem Hintergrund bittet der Buchhändlerverband die Regierung und Verlage um Hilfe.

Nach einem Bericht des „Bookseller“ fordert der Chef der Booksellers Association, Tim Godfray, Steuererleichterungen für alle Unternehmen, die im kulturellen und Erziehungs-Bereich aktiv sind. Auch die Verlage müssten mehr unternehmen, um die stationären Händler zu unterstützen.

In der angespannten Situation ist laut Godfray eine „Koalition aus Verlagen, Regierung und Verbrauchern“ gefragt, um die Buchhändler zu unterstützen. Andernfalls sei die Bildung und die „kulturelle Gesundheit“ der Insel in Gefahr. Neben Steuererleichterungen regt der Verbands-Funktionär an, in den Stadtzentren mehr und kostenlose Parkplätze einzurichten, um mehr Verbraucher anzulocken. In den kommenden Monaten werde der Verband Gespräche mit Regierungsvertretern führen und die Mitglieder mit Schaufesnster-Plakaten versorgen, die ihr Dilemma thematisierten.

Hintergrund von Godfrays Hilferuf sind die aktuellen Zahlen des  Verbands, nach denen die Zahl der Mitglieder seit 2005 um 20% gesunken ist; aktuell verzeichnet der Verband knapp unter 3700 Mitglieder. Die Zahl der unabhängigen Buchhändler sei sogar um 26% auf 1099 gesunken. Tendenz weiter sinkend: Mindestens ein halbes Dutzend Indies hat seit Ende August das Handtuch geworfen. Eine Studie der Einzelhandelsexperten von Experian zeigt, dass es in 580 britischen Städten gar keine Buchhandlung mehr gibt.

Die Halbzeitbilanz des britischen Buchhandels passt ins düstere Bild: Nach sechs Monaten steht ein Umsatz-Minus von 3% (auf 677,4 Mio Pfund) unter dem Strich – das schlechteste Zwischenergebnis seit 2005 (hier mehr).

Auch die Independent Alliance, der 2005 gegründete Marketing- und Vertriebsverbund von zehn britischen Kleinverlagen, verstärkt die eigenen Aktivitäten: Um den durch Rezession, Preiskampf und Online-Shops stark unter Druck stehenden Indies unter die Arme zu greifen, hat die Allianz mit Unterstützung der Zeitungen „Guardian“ und „Observer“ die „Love Your Indie“-Kampagne gestartet (hier mehr).

Im Mittelpunkt steht ein Kundenbindungsprogramm, wie es die Briten lieben: Am Samstag lagen dem „Guardian“ mehr als eine halbe Million Treuekarten bei. Wer damit in eine der 114 teilnehmenden Indie-Buchhandlungen geht und ein beliebiges Buch kauft, bekommt pro 10 Pfund einen Stempel. Für zehn Stempel gibt es kostenlos ein Buch aus einem Aktionsprogramm der Allianz. Im „Guardian“ ist außerdem ein Gutschein für einen Nachlass von 20% auf den ersten Einkauf gedruckt.

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