In Stockholm soll heute das mit Spannung erwartete Urteil über die Betreiber der Internet-Tauschbörse „Pirate Bay“ gesprochen werden. Im „Tagesspiegel“ plädiert aus diesem Anlass der Medienforscher Volker Grassmuck für eine Kulturflatrate. „Viele illegale Downloader denken: Ich beklaue ja nicht die Künstler, sondern multinationale Konzerne, und wenn die pleite gehen, tut es den Künstlern nicht weh. Wenn Leute sehen, dass ihr Geld tatsächlich an die Kreativen geht, sind sie gerne bereit zu zahlen. Deshalb plädiere ich für eine Kulturflatrate, einen Sozialvertrag nach den Prinzipien Ehrlichkeit und Transparenz“, erklärt der Soziologe. Eine Kulturflatrate von rund 5 Euro könnte über die Provider eingezogen und an die Verwertungsgesellschaften an die Urheber ausgeschüttet werden, schlägt Grassmuck vor.
Bereits gestern hat der Schriftsteller und Journalist Wieland Freund in der „Welt“ vor überzogenen Erwartungen an die Wirksamkeit einer Verurteilung der „Pirate Bay“-Betreiber gewarnt. Eine Verurteilung wäre zwar „eines von derzeit zahlreichen Warnsignalen“ an Raubkopierer, aber mit Blick auf die schnelle technische Entwicklung schreibt Freund: „Justizbehörden, Strafverfolger und Interessenverbände spielen mit den mutmaßlichen Hehlern derweil Katz und Maus.“ Zur Idee einer Kulturflatrate zitiert er Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis, der von „content communism“ spricht: Dadurch werde der Marktwert eines kreativen Werkes ersetzt „durch etwas, das man am ehesten mit dem Obolus vergleichen kann, den man einem bettelnden Straßenmusiker in den Hut wirft“.
tagesspiegel.de, welt.de, welt.de (Interview mit Alexander Skipis)
VERLAGE
Florian Langenscheidt: Der Verleger erzählt im Interview von seiner Vergangenheit als Opernregisseur und erklärt, warum er Leute mit Brüchen im Lebenslauf schätzt.
„Handelsblatt“ (Beilage „perspektiven“, Seite 7)
ONLINE
Apple: Der Technik- und Unterhaltungskonzern verkauft und verleiht jetzt auch Filme im Internet.
tagesspiegel.de
Google: Das Internetunternehmen trotzt der Wirtschaftskrise: Der Umsatz wuchs im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahr um 6% auf 5,5 Mrd. Dollar, der Überschuss legte um 9% auf 1,4 Mrd. Dollar zu. Allerdings lag der Umsatz erstmals unter dem Vorquartal und die Mitarbeiterzahl sank.
nzz.ch
BÜCHER & AUTOREN
Barack Obama: Der US-Präsident verdient Millionen mit seinen Bestsellern.
spiegel.de
Clement Freud: Der Autor, Politiker und Sigmund-Freud-Enkel ist im Alter von 84 Jahren in London gestorben.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 33)
Nedim Gürsel: Der türkische Schriftsteller wird wegen angeblicher „religiöser Volksverhetzung“ in seinem Roman „Allahs Töchter“ in Istanbul vor Gericht gestellt.
tagesspiegel.de
Heinrich Böll: Sechs Wochen nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs ist die Nobelpreisurkunde des Schriftstellers in gutem Zustand gefunden worden.
derstandard.at
Wiglaf Droste: Der Schriftsteller und Ex-„taz“-Kolumnist hat seinen ehemaligen Arbeitgeber zum 30. Geburtstag in die Pfanne.
sueddeutsche.de
Steffen Kopetzky: Der Schriftsteller schreibt über den großen Illusionisten Harry Houdini.
tagesspiegel.de
MEDIEN & MÄRKTE
US-Verleger planen Online-Angebot gegen Bezahlung.
diepresse.com
SZENE
Bildung: Nahezu alle großen Stiftungen engagieren sich im Schul- und Hochschulbereich.
„Financial Times Deutschland“ (Seite 15)
E-Books: Der Schriftsteller Michel Mettler philosophiert über E-Book-Leseerlebnisse im Vergleich zum Buch: Die Vorstellung mute etwas „frostig“ an, „dass ein uniformer ,Leseautomat’ nun das Klima der Lektüre bestimmen soll.“ Andererseits bestehe aber „keine unmittelbare Gefahr auf uns Schreibende und unsere Erzeugnisse“.
nzz.ch
Rechtschreibreform: Der Streit ist beendet, aber die Folgeschäden sind geblieben, bilanziert Rechtschreibreformkritiker und Rechtschreibratsmitglied Peter Eisenberg.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Seite 33)
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