Über den KulturPass, den die Bundesregierung den 18-Jährigen spendiert, sind in den ersten 11 Wochen im mehr als 160.000 Bücher abgerechnet worden. Das hat die BKM, die Behörde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, in einer ersten Bilanz gezählt. Hier der buchreport-Bericht:
Aber was ist da abgeholt worden? buchreport hat die Gegenprobe im Handel gemacht, bei dem die Bücher von den 18-Jährigen per KulturPass-App bestellt und dann stationär abgeholt werden:
- Beim Marktführer Thalia, der alle seine mehr als 330 deutschen Buchhandlungen für den KulturPass angemeldet hat, zeigt man sich mit der Resonanz flächendeckend sehr zufrieden. Besonders intensiv genutzt wurde das Angebot zuletzt im Ruhrgebiet und auch im übrigen Nordrhein-Westfalen, berichtet Thalia-Sprecherin Eva Simmelbauer mit Blick auf die Konzern-Statistik. Die Nachfrage sei dabei zielgruppentypisch: Vor allem Manga, New Adult und Romance mit einem hohen Anteil an englischsprachigen Ausgaben.
- In einer aktuellen buchreport-Umfrage im überwiegend kleinen und mittleren Standortbuchhandel lautet die Reihenfolge der KulturPass-Favoriten: Comic/Manga, Romance, Fantasy, Jugendbuch. Relativ viele Nennungen gibt es auch noch für Belletristik jenseits der Genre-Literatur und für Fachbücher.
Kleinere Buchhandlungen in der Bewertung gespalten
In der buchreport-Umfrage mit 260 Rückmeldungen gibt ein gutes Drittel der Buchhandlungen an, sich an der KulturPass-Aktion nicht zu beteiligen. Von kleineren Buchhandlungen mit weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz winkt sogar fast die Hälfte ab.
Teilnehmende Buchhandlungen sind hinsichtlich des Effekts gespalten:
- 57% sehen zusätzlichen Umsatz, 43% kaum oder gar nicht.
- 52% beobachten mehr junge Leute im Laden, die andere Hälfte nicht.
Während technische Fehler aus der Anfangsphase offenbar mittlerweile behoben sind, wird häufiger bemängelt, dass nicht alles, was online per App bestellt wird, dann auch in der Buchhandlung abgeholt wird. Wegen der Anonymität ist keine direkte Kontaktaufnahme möglich. Das sei besonders ärgerlich, wenn es keine am Ort gut verkäufliche Titel sind, sondern es sich um eigens bestellte Bücher handelt.
Kommentare zum KulturPass
Kommentare von Teilnehmenden an der (anonymen) buchreport-Umfrage:
- „Mehr Stornierungen als Abholungen, bleibe auf vielem sitzen, App-Nutzer sind nicht identifizierbar.“
- „Da ich eigentlich mit keinerlei Resonanz gerechnet habe, bin ich positiv überrascht, dass ein paar Bestellungen kommen. Und ein erstaunlich hoher Anteil an englischsprachiger Literatur.“
- „Wer sich nicht registrieren lässt, dem kann man auch nicht mehr helfen!“
- „Ein großer Nachteil ist, dass die Lieferung in der App storniert werden kann, auch wenn wir die Bücher bereits bestellt haben.“
- „Nett gedacht, aber bei uns auf dem Land funktioniert es nicht.“
- „Es bringt Jugendliche in die Buchhandlung, die wir zuvor nie gesehen haben und die positiv überrascht sind, dass eine kleine Buchhandlung vor Ort ihnen das Gewünschte so schnell besorgen kann.“
»Von der Bestellmenge her sind wir sehr zufrieden, wir kriegen fast täglich Bestellungen, viele englische, viel „Young Adult“, ab und an ein Fachbuch. Das Handling ist jetzt nicht ganz unkompliziert, was aber auch an unserer alten Warenwirtschaft liegen mag. Und als Problem haben wir gerade heute Morgen festgestellt, dass die abweichenden Preise bei den englischen Titel dazu führen, dass wir ab und an in die Röhre gucken bzw. 1, 2 Euro drangeben müssen. Aber sonst finden wir die Idee hervorragend und wundern uns, warum Leute nicht mitmachen.«
Anne v. Bestenbostel, Bücher von Bestenbostel (Nordenham)
»Wir haben das Kulturpass-Plakat 3 Wochen in unserem Kundenstopper platziert und natürlich zu Beginn auch in unserem Kundennewsletter beworben. Nach sehr ruhigen ersten Wochen pendelt sich die Nachfrage jetzt auf einem gewissen Level ein. Wir haben ca. 5 Bestellungen pro Woche. Aktuell konnten wir in den letzten 9 Wochen 28 Bücher an insgesamt 19 Kulturpassnutzer verkaufen. Die überwiegend Anzahl dieser Kunden ist weiblich. Die größte Warengruppe stellt New Adult, daneben waren einige englische Titel dabei, aber auch Bücher, die die KulturPass-Nutzer an Familienmitglieder verschenkt haben…«
Christel Engeland, Buchhandlung Kayser (Rheinbach)
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