Seit Januar können kleine Unternehmen über eine spezielle WhatsApp-Anwendung direkt mit ihren Kunden kommunizieren. Mit „WhatsApp Business API“ will der Nachrichtendienst den Service jetzt auch für größere Unternehmen einfacher und umfänglicher nutzbar machen. Die neue Schnittstelle bietet zum Beispiel Online-Händlern die Möglichkeit, ihre Kunden per Benachrichtigung in Echtzeit („Notifications“) über den Status der Paketzustellung informieren. Unternehmen wie die Fluggesellschaft Singapore Airlines, die Reiseplattform Booking.com und der Fahrdienstvermittler Uber nutzen die neuen Funktionalitäten aktuell.
Buchhandlungen bieten bereits seit geraumer Zeit Bestellungen per WhatsApp an und auch Verlage könnten mit der neuen Anwendung ihr Endkundenmarketing und den Kundenservice über den Messenger ausbauen (für Anwendungsbeispiele aus Publikumsverlagen s. Kasten unten).
Die Kommunikation mit „WhatsApp Business API“-Unterstützung funktioniert über die herkömmliche WhatsApp-Anwendung; es gibt keine eigene App wie bei der Version für kleine Unternehmen („WhatsApp Business“). Für die Firmen sind die Einrichtung wie auch der einfache Kundenchat zunächst kostenlos. Allerdings müssen sie die Echtzeit-Benachrichtigungen nach Stückzahl bezahlen. Laut des US-Nachrichtenportals „Tech Crunch“ gilt das auch für Antworten, für die sie länger als 24 Stunden benötigen. Damit setzt WhatsApp für Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz, schnell auf Kundenanfragen zu reagieren, was die Kommunikation mit Unternehmen über WhatsApp wiederum bei Kunden beliebt machen dürfte. Wie hoch die Gebühren jeweils genau sind, gab das Unternehmen bei der Vorstellung der „WhatsApp Business API“ nicht an.
Laut WhatsApp-Geschäftsführer Matt Idema erfüllt die neue „Whats-App Business API“ die Vorgaben der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). So müssen die Nutzer der Kommunikation zustimmen, bevor sie die Firmen kontaktieren. Außerdem laufe die Kommunikation – wie auch bei der privaten Messenger-Kommunikation – verschlüsselt ab.
Jetzt also doch: WhatsApp öffnet sich für Werbetreibende
Eine weitere Neuerung betrifft die Werbefreiheit, die die WhatsApp-Gründer Jan Koum und Brian Acton bislang stets verteidigt hatten – auch nachdem sie ihren Messenger an Facebook verkauft hatten, das sich über Werbung finanziert und zusammen mit Google das Gros der digitalen Werbeausgaben einstreicht. Nachdem die beiden Gründer den Konzern verlassen haben, soll nun doch Werbung kommen: Ausgespielt werden soll sie aber nicht in den privaten Chats, sondern im „Status“-Bereich. Zudem sollen die Nutzer entscheiden können, ob sie Werbung sehen wollen.
WhatsApp ist in den vergangenen Jahren für Unternehmen und Werbetreibende zunehmend interessant geworden, weil es einen direkten Zugang zu den Kunden bietet. Die Nutzung des Messengerdienstes hat in Deutschland zuletzt deutlich zugelegt: Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2017 nutzen ihn 64% der Befragten mindestens einmal pro Woche, 55% von ihnen täglich. Damit ist WhatsApp das meistgenutzte Social-Media-Tool der Deutschen.
So nutzen Buchverlage WhatsApp
Verlage mit jüngeren Zielgruppen wie unter anderem Carlsen, Loewe und Lyx nutzen WhatsApp, um ihre Leser über Neuerscheinungen zu informieren, Empfehlungen auszusprechen oder Zitate aus Büchern zu versenden. Lyx bietet den Kunden zusätzlich die Option, bei der Anmeldung zum WhatsApp-Service auch Angaben zu ihren Lesevorlieben zu machen, um nur die für sie interessanten Informationen zu erhalten.
Hanser hat gleich zwei Formate im Angebot, mit denen der Verlag seine Leser auf dem Laufenden hält:
- „Hanser hey!“ richtet sich an die jugendlichen Leser, die mit dem Service regelmäßig Buchsprüche sowie Zitate von Autoren, Neuigkeiten zu Aktionen, Gewinnspielen oder auch Bilder erhalten.
- Die erwachsene Zielgruppe erhält wöchentlich die „Hanser Post“ mit Buchauszügen sowie Zitaten und Informationen zu Autoren.
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