In der „Süddeutschen“ zeigt sich Jutta Person beeindruckt von T. C. Boyles Novelle „Das wilde Kind“. Boyle halte sich weitgehend an den historischen Fall eines französischen Jungen, der 1797 in den Pyrenäen gesichtet wurde. Das kurze Leben dieses an Kaspar Hauser erinnernden Wolfskindes sei schnell erzählt, und tatsächlich brauche es nur 106 lakonische Seiten, die eher unboylesk ausfielen, ohne satirisches Knallwerk oder sonstige Aufputschmittel, schreibt Person. „Aber welch ein Rattenschwanz an Menschheitsfragen durchzuckt die Geschichte! Der Junge, den verarmte Bauern ausgesetzt hatten, wird Teil eines pädagogischen Großexperiments“, schreibt Person. Auf den ersten Blick wirke „Das wilde Kind“ wie eine etwas grobklotzige Versuchsanordnung. Bei genauerer Betrachtung passe aber rein gar nichts zusammen. Weder romantisiere T. C. Boyle den vorzivilisatorischen Zustand in der Wildnis, noch würden die eifrigen Erzieher als schwarze Pädagogen abgewatscht. Das betont Zurückgenommene stehe dieser schlanken Erzählung gut, auch die wenigen verrutschten Metaphern könnten ihr nichts anhaben.
T. C. Boyle: Das wilde Kind. Erzählung. Hanser Verlag, 12,90 Euro
„SZ“ (S. 14)
NACHGELESEN – Bücher in der Presse
Belletristik
Airen: I Am Airen Man. Blumenbar Verlag, 17,90 Euro
„Spiegel“ (S. 123)
Sergej Minajew: Seelenkalt. Roman. Heyne Verlag, 12 Euro
„Spiegel“ (S. 129)
Jean Paul: Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I: Hesperus oder 45 Hundsposttage. Eine Biographie. Max Niemeyer Verlag, 378 Euro
„FAZ“ (S. 26)
Sachbuch
Tanim Ansary: Die unbekannte Mitte der Welt. Campus Verlag, 24,90 Euro
„SZ“ (S. 16)
Alexander Dimitrios: Weimar und der Kampf gegen rechts. Eine politische Biographie. Verlag Dr. Paul Schulz, 39 Euro
„FAZ“ (S. 6)
Dominik Groß/Jasmin Grande (Hg.): Todesbilder. Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod. Bd. I: Objekt Leiche. Campus Verlag, 45 Euro sowie zwei weitere Bände.
„FAZ“ (S. 26)
Martin Harbsmeier/Sebastian Möckel (Hg.): Pathos, Affekt, Emotion. Suhrkamp Verlag, 15 Euro
„SZ“ (S. 14)
Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 59,80 Euro
„FAZ“ (S. 6)
Theodor Heuss: Aufbruch im Kaiserreich. Briefe 1892–1917. K.G. Saur Verlag, 39,95 Euro
„FAZ“ (S. 6)
Necla Kelek: Himmelsreise. Kiepenheuer & Witsch, 18,95 Euro
„SZ“ (S. 3), „Spiegel“ (S. 132)
Susan Levermann: Der entspannte Weg zum Reichtum. Hanser Verlag, 24,90 Euro
„FAZ“ (S. 10)
Hans-Jochen Luhmann/Katherina Reiche (Hg.): Energiegeladen. Koordinaten einer zukunftsfähigen Klima- und Energiepolitik. Ch. Goetz Verlag, 22,90 Euro
„SZ“ (S. 16)
Wolfgang Michalski: Hamburg. Erfolge und Erfahrungen. Murmann Verlag, 36 Euro
„FAZ“ (S. 10)
Gianluigi Nuzzi: Vatikan AG. Ecowin, 22,50 Euro
welt.de
Christian Plöger: Von Ribbentrop zu Springer. Zu Leben und Wirken von Paul Karl Schmidt alias Paul Carell. Tectum-Verlag, 34,90 Euro
„SZ“ (S. 16)
Hartmut Pogge von Strandmann: Imperialismus vom Grünen Tisch. Deutsche Kolonialpolitik zwischen wirtschaftlicher Ausbeutung und „zivilisatorischen“ Bemühungen. Ch. Links Verlag, 49,90 Euro
„SZ“ (S. 14)
VORAUSGESEHEN – Bücher in Kino und Fernsehen
Fernsehen
Roman Schatz: Der Autor ist zu Gast in der Sendung „Planet Wissen“ bei WDR und SWR.
WDR/SWR, 15 Uhr
VORAUSGEHÖRT – Bücher im Radio
Leo Tolstoi: Krieg und Frieden (1/70). NDR Kultur, 22 Uhr
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