Auf der Leipziger Buchmesse ist der Kurt-Wolff-Preis an den Verlag Schöffling & Co. überreicht worden. Der Förderpreis ging an den Guggolz Verlag.
Die beiden ausgezeichneten Verlage stünden für die „Vielfalt unabhängigen Verlegens mit individuellem Profil, das sich die Kurt-Wolff-Stiftung auf die Fahnen geschrieben hat“, würdigte Britta Jürgs, Vorstandsmitglied der Kurt-Wolff-Stiftung bei der Preisverleihung das fast 25-jährige Schaffen des Schöffling Verlags, der den mit 26.000 dotierten Hauptpreis erhielt, und des Guggolz Verlags, der den Förderpreis in Höhe von 5000 Euro in kommende Projekte stecken darf.
Die Vergabe der beiden Preise, mit dem die in Leipzig ansässige Kurt-Wolff-Stiftung seit 2000 die unabhängige Verlagsszene in Deutschland fördert, stand auch in diesem Jahr unter negativen Vorzeichen: Die Rückzahlungsforderungen der VG Wort infolge des BGH-Urteils von 2016 (hier mehr zum Thema) habe laut Jürgs bei einigen Verlagen zu der Entscheidung geführt, nicht zur Buchmesse zu kommen. Andere Häuser hätten ihre Programme eingeschränkt. Darüber hinaus stehen in der Folge möglicherweise ersten Schließungen an: Die Verlagsgruppe Seemann Henschel sah sich u.a. durch die hohen Rückzahlungsforderungen der VG Bild-Kunst und der VG Wort zur Anmeldung der Insolvenz gezwungen.
„Wir haben gemerkt, dass wir deutlicher zeigen müssen, was gerade wir unabhängigen Verlage leisten“, folgert Jürgs. Und führt aus: „Wir sind die, die aus Ideen Bücher werden lassen, Werk-Ausgaben publizieren, Werke aus Sprachen übersetzen, die ansonsten nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen, Debütautoren eine Chance geben, die ihre Bücher jenseits des Mainstreams veröffentlichen.“
Der frisch geehrte Kurt-Wolff-Preisträger Klaus Schöffling hält trotz des Geldsegens die Verlagsförderung in Deutschland für ausbaufähig. „Es fehlt eine kontinuierliche Förderung in einem weitaus höher anzusiedelnden Bereich“, verweist er auf die Schweiz oder Österreich, wo hier jährlich siebenstellige Summen ausgegeben würden. Außerdem stellten die „heftigen Angriffe“ im Bereich des Urheberrechts und bei der Verlegerbeteiligung an den VG-Wort-Ausschüttungen eine „eminente Bedrohung unserer täglichen Arbeit“ dar. Für ihn zeichne sich insgesamt eine Stimmung ab, in der die Verlage auf der einen Seite „geprügelt und gepeitscht“ werden, auf der anderen Seite aber weiterhin Qualität – „wenn möglich, kostenlos“ – von ihnen verlangt würde.
Laudator und Schöffling-Autor Burkhard Spinnen ergänzte das Bild um eine düstere Vision: In Zukunft würden literarische Texte keine „Metamorphose“ mehr durch einen Verlag erfahren, sondern würden „unbesehen auf Server hochgeladen und mehr oder weniger frei zugänglich sein wie Sandkörner in der Wüste“. Die Sandkörner aber würden „in der Wüste verschwinden“. Ohne die „sorgfältige und aufopferungsvolle“ Arbeit von Literaturverlagen wie Schöffling werde es Literatur auf Dauer nicht geben. Das „Alles geht“ derer, die meinen, es bräuchte demnächst keine Verlage mehr, werde dann zum „Nichts geht mehr“.
Was sind „unabhängige Verlage“ im Unterschied zu „Verlagen“ oder gar „abhängigen Verlagen“?
„Unabhängig“ bezeichnet in diesem Zusammenhang in erster Linie konzernunabhängige Verlage, die keiner Verlagsgruppe angehören.