Die Kurt-Wolff-Stiftung fordert eine strukturelle Förderung von Verlagen. Damit bringt sie ein Anliegen vor, für das bereits eine von Kulturstaatsministerin Monika Grütters beauftragte Studie votiert hat.
Das im März dieses Jahres veröffentlichte 90-seitige Papier „Aktuelle Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse im Bereich der Förderung verlegerischer Vielfalt auf dem Buchmarkt in Deutschland“ zeige den fundamentalen Strukturwandel in der gesamten Buchbranche auf, heißt es in der Stellungnahme der Kurt-Wolff-Stiftung, die Handlungsbedarf sieht (hier eine kritische Analyse der Studie und der vorgeschlagenen Maßnahmen von Buchwissenschaftler Günther Fetzer).
Der immer stärkere Wettbewerb mit neuen digitalen Angeboten wie etwa Streaming-Diensten setze die Verlage zunehmend unter Druck. Neben einem dramatischen Rückgang der Zahl der Buchkäufer hätten u.a. auch die „sich beschleunigenden Konzentrationsprozesse im Buchhandel und in der Verlagswelt sowie die stark gestiegenen Produktionskosten“, etwa in den Bereichen Papier und Logistik, insbesondere für konzernunabhängige, unternehmergeführte Verlage existentielle Folgen: „Denn sinkende Einnahmen aus den Buchverkäufen führen zu kleineren Programmen und niedrigeren Auflagen und damit zu weniger Sichtbarkeit der Titel. Viele literarisch wertvolle Buchprojekte abseits des Mainstreams rechnen sich bei gesunkenen Auflagen nicht mehr und können daher nicht realisiert werden. Dies bedroht nicht nur die Existenzgrundlage vieler Autorinnen und Autoren, sondern ganz allgemein die Bandbreite der Literatur.“
Der vor drei Jahren von Grütters ins Leben gerufene Deutsche Verlagspreis und die regionalen Verlagspreise wie auch der Deutsche Buchhandlungspreis seien zwar erste, wertvolle Maßnahmen, um der existenzbedrohenden Entwicklung entgegenzuwirken, aber sie würden nicht reichen: „Um die einzigartige Bibliodiversität der deutschen Buch- und Verlagslandschaft nachhaltig zu sichern, muss in der Wirtschafts- und Kulturpolitik ein Umdenken stattfinden: Eine freiheitliche Demokratie muss sich noch viel aktiver für die Vielfalt ihrer Kulturlandschaft und für deren Unterstützung einsetzen, und zwar durch eine in die Zukunft orientierte verlagserhaltende Wirtschafts- und Kulturpolitik.“
In Anlehnung an die Verlagsstudie fordert die Kurt-Wolff-Stiftung daher „die Umsetzung einer existenzsichernden, strukturellen Verlagsförderung in Deutschland“:
- Die Vergabe einer dauerhaften und planbaren Verlagsförderung nach klar definierten formalen Kriterien, also möglichst ohne Einbeziehung einer Jury.
- Zu diesem Zwecke die Einrichtung eines Fonds zur Förderung von Verlagsprogrammen bzw. Programmsegmenten aller Genres.
- Die Finanzierung dieses Fonds aus Mitteln der Wirtschafts- wie der Kulturförderung, und zwar sowohl von den Ländern als auch vom Bund.
- Die anteilige Beteiligung aller Bundesländer an diesem Fonds, auch wenn nicht in allen Bundesländern ähnlich viele förderfähige Verlage ansässig sind: Verlage arbeiten und publizieren überregional, unabhängig von ihrem Standort und beschäftigen dabei auch länderübergreifend „Freie“ aus der Kreativwirtschaft. Ihre Veröffentlichungen kommen allen Leserinnen und Lesern hierzulande zugute.
- Eine Aufteilung der Förderung in verschiedene Tranchen für die Bereiche Herstellung, Presse, Vertrieb, digitale Entwicklung, Werbung usw. (ähnlich dem österr. Modell).
Wir fordern alle Politikerinnen und Politiker aus den Ressorts Wirtschaft und Kultur auf, sich zu diesem Vorhaben zu bekennen, daran mitzuwirken, es in den Parteiprogrammen und in den Koalitionsverträgen der neuen Bundesregierung zu verankern, es anschließend gemeinsam mit den Länderkulturverwaltungen und dem Kulturausschuss der Kultur-MK umzusetzen und so die verlegerische Vielfalt auch in Zukunft zu erhalten.
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