buchreport

Lächeln zur Leere

Immer wieder Schulterzucken: Das Buch ist leider gerade nicht lieferbar. Der Sarrazin nicht oder nur in kleinen Tranchen, „Das Ende der Geduld“ auch nicht und die Kampusch wird erst gerade nachgedruckt. Der Buchhandel erlebt in diesem Jahr ein eigentümliches Wechselbad: Ein halbes Jahr lang ein zähes, zum Teil stark rückläufiges Geschäft, und jetzt werden die Kunden weggeschickt. Auch der Jüngling, der ewig nicht da war und dem die genervte Buchhändlerin, noch bevor er den Zettel aus der Tasche nestelt, kopfschüttelnd sagt: „Die Iphigenie ist erst für übermorgen angekündigt“, um ein weiteres unergiebiges Gespräch kurz zu halten.

Es ist das Ärgernis der zu verzagten Bestellungen des Sortiments und der im Verlag zu vorsichtig kalkulierten Druckaufträge: Im Ergebnis geht dringend benötigter Umsatz verloren, denn nicht jeder Kunde merkt vor oder kommt wieder. Und ein anderes Buch zu verkaufen, gelingt beim medien- oder lehrplangeleiteten Zielkauf kaum. Buchhändlers Kunststück besteht so in der guten Miene zum leeren Stapelplatz und der geglückten Krisenkommunikation. Also nicht über den Verlag oder die Logistiker schimpfen, sondern über das Thema, das ausgelöste Interesse sprechen, die hunderttausendfache Nachfrage betonen, den eigenen Service, der Unbill heilt, ja bei der Gelegenheit vielleicht auch den Online-Shop ins Gespräch bringen.

Zwar wird nur eine ausgeprägte Frohnatur die gehäuften Engpässe als Branchenmarketing-Variante begreifen, bei der sich das Buch einfach mal
etwas rar macht. Aber dafür umso mehr immer wieder die unermüdlich freundliche Mitarbeiterin/Kollegin loben, die auch jeden Kunden, der mit leeren Händen geht, ein bisschen eingenommen hat. Fürs nächste Mal.

aus buchreport.express 37/2010

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Lächeln zur Leere"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten