Der geplante Verkauf der Verlagsgruppe Weltbild sei ein politisches Signal und die „Eskalation eines kircheninternen Richtungsstreits“, heißt es in einer Stellungsnahme von Verdi zu den Turbulenzen in Augsburg. Die Gewerkschaft rechnet mit einem zügigen Verkauf des Unternehmens. Und will die Bischöfe mit einer breiten öffentlichen Kampagne an ihre Verantwortung für die Mitarbeiter erinnern.
Mit der Veräußerung solle das „kircheninterne Hauen und Stechen“ befriedet werden, erklärt Verdi. Dass diesmal – im Gegensatz zu 2008, als der Aufsichtsrat versucht habe, Weltbild zu verkaufen – die Geschäftsführung von den Gesellschaftern mit der Verkaufsanbahnung beauftragt worden sei, wertet Verdi als Zeichen dafür, dass es noch eine Vertrauensbasis zwischen Eignern und Geschäftsführung gebe.
Der Verkauf werde voraussichtlich allerdings nicht, wie von Konzern-Chef Carel Halff geschätzt, im Zeitrahmen von ein bis zwei Jahren über die Bühne gehen. „Gesellschafter und Unternehmen stehen während der Käufersuche in einem spannungsreichen Spagat: einerseits kann die Kirche keine weitere öffentliche Kritik am Programm von Weltbild brauchen, andererseits kann sich Weltbild nicht völlig von den Massenmärkten zurückziehen ohne den möglichen Kaufpreis massiv zu drücken.“ Möglicherweise gehe Weltbild also innerhalb weniger Monate über den Tisch.
Die Mitarbeiter seien extrem verunsichert, weil offen sei, ob das Unternehmen im Ganzen oder stückweise „verscherbelt“ werde. Hinzu komme, dass die tarifliche Bindung (37,5 Stundenwoche, 30 Tage Urlaub) nach einem Übergangszeitraum verloren gehen könne. „Es können sich Synergieeffekte mit bestehenden Firmen der Investoren ergeben, die in Augsburg ganze Abteilungen überflüssig machen. Die Liste der möglichen Schrecken ist lang!“
Dass die Eigner die „kirchlichen und sozialen Implikationen“ einer Veräußerung berücksichtigen wollen, sei „Bullshit“. Weder der Betriebsrat noch die Gewerkschaft Verdi werde eine derart „windelweiche Absichtserklärung“ akzeptieren. Gefordert werde ein verbindlicher Zukunfts-Tarifvertrag für alle Weltbild-Mitarbeiter. Mit einer breiten Kampagne werde man die Bischöfe öffentlich an ihre Verantwortung für die Mitarbeiter erinnern.
Warum nehmen die kirchlichen Würdenträger nicht ihre eigene Soziallehre ernst? Würde sie ihre eigenen Ideale ernst nehmen, würden sie das Unternehmen nicht verkaufen, sondern in eine Stiftung einbringen, die Mitarbeiter beteiligen, bestimmte Stiftungsrichtlinien festlegen und Gewinne zu einem Teil für soziale Zwecke verwenden. Und schon wäre die negative durch eine positive Presse ersetzt.