Langenscheidt setzt die vor drei Jahren eingeleitete Restrukturierung mit einem schon signifikanten Stellenabbau fort. Die Münchner trennen sich nach eigenen Angaben vom Geschäftsbereich „Erwachsenenbildung und Schule“. Klett übernimmt und kürzt ebenso Jobs wie der neu zugeschnittene Langenscheidt Verlag.
„SZ“: Langenscheidt verkauft Großteil des Verlags
Das Münchner Verlagshaus will sich eine neue Struktur geben:
- Die bisherige Langenscheidt KG wird in eine GmbH überführt; nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ will die Familie Langenscheidt nur einen kleinen Teil halten, beruft sich das Blatt auf Mitarbeiterkreise.
- An der neuen Gesellschaft seien künftig voraussichtlich nur noch drei der bislang zehn Langenscheidt-Eigentümer beteiligt.
- Andreas Langenscheidt, Verleger in der vierten Generation, könnte bei der geplanten GmbH aussteigen, mutmaßt die „SZ“. Als wahrscheinlich gelte, dass Florian und Beate Langenscheidt sich in die Gesellschaft wieder einkaufen.
- Als neuer Großinvestor steigt die Hamburger Familienholding des Lotterieunternehmens Günther in die GmbH ein. Dies wurde gestern den Mitarbeitern so mitgeteilt. Der Großinvestor ist über Firmenbeteiligungen bislang u.a. im Maschinenbau und Wohnungsbau aktiv. Der Investor werde sich langfristig und nachhaltig engagieren, heißt es bei Langenscheidt.
- Langenscheidt kündigt Personal-Kürzungen an: 10 bis 15 Stellen. Man bemühe sich, in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat des Unternehmens sozialverträgliche Lösungen zu finden.
Im Zuge der Neuausrichtung trennt sich der Verlag von der Lehrmaterial-Sparte. Zu Jahresanfang hatte Geschäftsführer Jan Henne De Dijn im Gespräch mit buchreport (nachzulesen im buchreport.magazin Januar 2012, hier zu bestellen) erklärt, dass Erwachsenenbildung und Schule der „stabilste Bereich“ sei, „der über die letzten zehn Jahre am regelmäßigsten Wachstumsquoten aufgewiesen hat“ – daher offenbar auch ein begehrter Zweig. Zum Jahresbeginn 2013 soll der Geschäftsbereich von der Klett Gruppe übernommen werden:
- Die neue Tochtergesellschaft der Stuttgarter soll in München bleiben und weiterhin von Herbert Bornebusch geleitet werden.
- Der Buchhandelsvertrieb für den Bereich wird zukünftig von Stuttgart aus über die Ernst Klett Vertriebsgesellschaft betreut (Titel können ab Januar 2013 vom Stuttgarter Verlagskontor SVK GmbH bezogen werden).
- Ziel: das Lehrwerksportfolio für Deutsch als Fremdsprache und Englisch weiter entwickeln und ausbauen.
- Laut Langenscheidt wird auch hier die Mitarbeiteranzahl in der von Klett übernommenen Einheit „deutlich reduziert“.
Langenscheidt werde sich mit den verbleibenden drei Bereichen „Sprachen lernen“ (Leitung: Alexandra Kiesling), „Lexikografie“ (Barbara Lennartz) sowie „Kinder und Entertainment“ (Nina Hille) auf das Geschäft mit dem Buchhandel und den Endkunden konzentrieren, lautet die Begründung für den Verkauf; der Vertrieb von Lehrwerken, Lektüren und Unterrichtsmaterialien für Lehrende und Lernende laufe dagegen zum Großteil über Schulen, Hochschulen, Universitäten und Aus- und Fortbildungsinstitute.
Dem Verkauf des Geschäftsbereichs „Erwachsenenbildung und Schule“ vorangegangen waren umfangreiche Desinvestitionen mit massivem Stellenabbau. Von 2009 bis 2011 wurde die vormals auf den drei Säulen Fremdsprachen, Reise/Kartografie und Wissen/deutsche Sprache gebaute Langenscheidt-Gruppe restrukturiert, mit Konzentration auf den traditionellen Kernbereich Fremdsprachen und die Marke „Langenscheidt“. Wichtige Verkäufe:
Langenscheidt wird den gleichen Weg gehen wie Brockhaus. Wie Wikipedia den Brockhaus überflüssig machte, so macht leo.org schon seit Jahren Langenscheidt überflüssig. Dazu gibt es jetzt auch mit Google Translate und Linguee Angebote, die noch weit über leo.org hinausgehen – gute Computerübersetzungen (Google Translate) oder Suche in riesigen Übersetzungsdatenbanken (Linguee) wird Langenscheidt vermutlich nicht bieten können. Ich denke nicht, dass Langenscheidt sich diesem Konkurrenzdruck noch lange aussetzen können wird.