In den aktuellen Herbst-Programmen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. buchreport stellt 14 dieser Newcomer in Steckbriefen vor. Heute: Leander Fischer.
Mein Roman in drei Sätzen
Ein namenloses Dorf in den 80er- Jahren zieht als Fliegenfisch-Eldorado nicht nur Touristen an, sondern wird auch reihenweise von Katastrophen heimgesucht. Das Waldsterben, die Waldheimaffäre, den Himmel verfinsternde Kormoranschwärme und das Verschwinden wilder Forellen bilden die Kulisse, vor der zwischen bäuerlichen Einheimischen und kunstbeflissenen Fremden Fehden schwelen, die von geschmäcklerischen Unterschieden in Etikette und Auftreten über durchzechte weltanschauliche Dispute hinsichtlich richtiger Fischtechniken bis zu offenen Rechnungen aus kriegszerrütteten Zeiten reichen, mittendrin Siegi. Ihm erscheinen die Auen als verheißungsvolles Biotop, das zu allem Überfluss vom Bau eines Staukraftwerks bedroht wird, wogegen er und seine Freunde, koste es, was es wolle, mit allen Mitteln zu Felde ziehen.
Mein Weg zu Wallstein
Nachdem mich im Frühling letzten Jahres die Elisabeth Ruge Agentur unter Vertrag nahm und sehr bald klar war, dass ich schon im Juli beim Bachmannpreis aus dem Manuskript vorlesen würde, war umso schneller beschlossen, dass der Roman zum Sommer in eine vermittelbare Fassung gebracht werden sollte. Im Herbst meldete sich dann aus Göttingen der Wallstein Verlag, das Buch, „Die Forelle“, machen zu wollen, worüber ich unendlich glücklich bin.
Das Verdienst meiner Lektoren
Svenja Bischoff und Florian Welling in erster Linie, aber auch Thorsten Ahrend, weil sich sein Name reimt auf Rahmen. Den sprengt dieses Team nämlich. In der Danksagung hinten im Buch steht, alles was jetzt hier stehen könnte, sei eine unverschämte Untertreibung. Deshalb kurz zu mir als Schreibstudent. In Hildesheim gewöhnt man sich daran, eigene und fremde Texte mit Studis in der Bankreihe gegenüber zu besprechen. Man neigt bald dazu, sich und die anderen abwechselnd für nicht ganz voll zu nehmen. Bei Svenja, Florian und Thorsten aber hatte ich sofort den Eindruck, okay, wow, jetzt sind die Profis dran. Ich weiß noch, wie ich nach einer ersten Sitzung zu einer befreundeten Autorin ganz aufgekratzt sagte, stell dir vor, die sind alle klüger als ich. Ich glaube, das ist die beste Arbeitsgrundlage. Und ja, ich habe viel gelernt. Und ja, der Text ist noch mal eine ganze Ecke besser geworden. Und nein, das ist keineswegs mein Werk.
Mein Eindruck von Literaturbetrieb und Buchbranche
Ein interessantes Gefüge voller Unbestechlicher, Diplomaten und Opportunisten und allem, was zu einer guten Soap gehört, aber auch ein sozialer Diskursraum, nicht nur für Klatsch und Tratsch.
Meine Lieblingsbuchhandlung
Der Internationalismus-Buchladen in Hannover und das Buchkontor im Wiener Nibelungenviertel.
Meine Lieblingsautoren
Es wechselt. Aktuell Siri Hustvedt. Früher Thomas Pynchon. Bald Ingeborg Bachmann. William Faulkner und Danilo Kiš immer.
So lese ich
Neugierig und vorfreudig auf den nächsten Satz. Ansonsten höre ich auf mit dem Text.
Schreiben ist für mich
Ein erstrebenswerter Normalzustand.
Wenn ich nicht gerade schreibe
Da müsste man meine Nächsten fragen. Beckett beispielsweise, „nur dazu tauglich“.
Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?
So detailreich wie eine der Fliegen, die der Musikschullehrer Siegi in der „Forelle“ bindet, so überquellend wie ein sprudelnder Gebirgsbach, in dem sich die Forellen dieses Romans tummeln – so ist Leander Fischers Sprache in diesem außergewöhnlichen Romandebüt. Ihrem Rhythmus folgend lassen sich so viele Entdeckungen machen, dass wir angebissen haben und uns sehr freuen, „Die Forelle“ im Wallstein-Teich zu wissen.
Svenja Bischoff und Florian Welling, Lektoren
Debütanten im Herbst 2020 – im buchreport.magazin 07-08/2020
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Kann es sein, dass Leander Fischer auf Seite 40 „Florett“ mit „Falsett“ verwechselt? Jedenfalls merkwürdig.