In unserer Branche wird regelmäßig über das Thema Branchenmarketing diskutiert. Oft wird dabei beklagt, dass es ausbaufähig oder verbesserungswürdig sei. Man kann beim Branchenmarketing allerdings auch von Gemeinschaftskommunikation sprechen. Daher stellt sich bei solchen Diskussionen grundsätzlich die Frage, wer die Mitglieder dieser Gemeinschaft sind und was sie miteinander verbindet?
Neue Herausforderung für Branchenmarketing
Ist doch logisch, werden viele sagen: Es handelt sich um Verlage, Buchhändler, Zwischenbuchhändler, Verlagsvertreter und andere Akteure, die sich beruflich mit Büchern beschäftigen. Das stimmt auch. Allerdings gibt es zwei durch das Internet und die digitalen Medien ausgelöste Entwicklungen, die ein Branchenmarketing zur Herausforderung werden lassen:
Erstens stellt sich die Frage, was Bücher in einer digitalen Welt eigentlich sind? Überall wird selbstverständlich von (elektronischen) Büchern gesprochen. Doch im Digitalen können Medien- und Wiedergabeformen nahezu beliebig miteinander kombiniert werden. Buch-Definitionen wie die der UNESCO von 1964 sind daher nur schwer übertragbar.
Zur Abgrenzung ist hier künftig eher die Art der Inhalte als die Art des „Datenträgers“ geeignet. Denn sonst müsste man zu definieren versuchen, wodurch eine PDF, eine Website oder ein Echtzeit-Stream zu einem Buch wird. Die Grenzen der Buchwelt gegenüber anderen Branchen, die sich mit Inhalten beschäftigen, verschwimmen also zusehends und die Übergänge sind fließend.
Unternehmen der Branche im Wandel
Zweitens wandeln sich auch die in unserer Branche aktiven Unternehmen. Neben den klassischen Verlagen und Buchhandlungen spielen bspw. Internet-Plattformen wie XinXii und readbox eine immer größere Rolle. Diese ermöglichen Autoren jeder Art die Veröffentlichung von Inhalten jeder Art. Diese Plattformen bieten ihnen einen potenziellen Zugang zu Lesern und haben Mechanismen etabliert, die den Lesern bei der Auswahl und ggf. dem Kauf relevanter Inhalte helfen.
Damit übernehmen sie viele Funktionen von Verlagen und Buchhandlungen, ohne als solche zu gelten. Letztlich übernehmen aber selbst Suchmaschinen wie Google Verlagsaufgaben, indem sie helfen, relevante (Buch-)Inhalte zu finden. Es verschwimmen also nicht nur die Grenzen, was das Buch an sich betrifft, sondern auch bezüglich der im Buchmarkt tätigen Unternehmen.
Internet hat Kosten der Kommunikation gesenkt
Ein Marketing für die Buchbranche sollte auf diesen Wandel der Buchwelt reagieren und an ihn angepasst sein. Das Internet und die digitalen Medien stellen die Buchbranche aber nicht nur vor Probleme, sondern bieten auch große Chancen für die Reaktion auf den Wandel. So haben sie die Kosten der Kommunikation und der Organisation von Gruppen auf nahezu Null gesenkt.
Daher ist es selbst Einzelpersonen heute möglich, aktiv zu werden, Initiativen zu starten und Dinge zu erproben, welche die Aktivitäten von „Sprachrohren der Buchbranche“ wie dem Börsenverein im Bereich des Branchenmarketings flankieren. Dadurch erhöht sich wiederum die Chance, dass die Branche als Ganzes zukunftsorientierte Formen der Außendarstellung entwickelt.
„Ich mach was mit Büchern“
Um nicht nur theoretisieren zu müssen, habe ich im August mit der Aktion „Ich mach was mit Büchern“ einen entsprechenden Versuch gestartet. Die Idee hinter der Aktion ist, dass die Teilnehmer eine Grafik mit diesem Spruch auf ihrer Website, ihrem Blog o.ä. einbauen, um so den Besuchern auf den ersten Blick zu zeigen, womit sie sich (beruflich) beschäftigen.
Die Teilnehmer der Aktion haben zudem die Möglichkeit, sich in einem „Wiki“ geordnet nach Berufsgruppen wie bspw. Buchhändler, Lektoren und Übersetzer einzutragen und mit anderen zu vernetzen. Zudem gibt es mit Facebook und Twitter weitere Plattformen, über die sich die Teilnehmer präsentieren und austauschen können. All das soll Buchmenschen der verschiedensten Bereiche helfen, sich im Internet sichtbarer zu machen und sich untereinander besser zu vernetzen.
Gute Resonanz auf Aktion
Die Aktion ist von Anfang an auf großes Interesse gestoßen. In den vier Wochen seit dem Start haben über 150 Buchfreunde mitgemacht und die Grafik auf ihren Websites eingebunden. Bei Facebook haben sich inzwischen über 170 Fans und bei Twitter über 330 Followers versammelt. Zudem wurde im BuchMarkt (PDF) und bei boersenblatt.net darüber berichtet. Mittlerweile kommen schon aus dem Ausland Anfragen für eine Übersetzung der Grafik ins Englische und Spanische. Letztlich zeigen die Reaktionen das große Interesse, welches die Buchmenschen trotz aller digitalen Umbrüche an einem Buchbranchen-Marketing im weitesten Sinne haben.
Für mich stellt sich nun die Frage, wie die Aktion „Ich mach was mit Büchern“ im Interesse unserer Branche weiterentwickelt werden sollte? Die Aufmerksamkeit ist da und könnte dafür genutzt werden, etwas Größeres zu schaffen, das nicht nur von mir, sondern von einer interessierten Gruppe getragen und organisiert wird. Daher schlage ich ein Treffen auf der Frankfurter Buchmesse vor, wo wir gemeinsam über den weiteren Weg nachdenken und die nächsten Schritte beschließen könnten. Informationen zum Treffen finden Sie hier.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn es uns gelänge, viele Buchmenschen ins Boot zu holen, um die Aktion weiterzuentwickeln. Die URL http://wasmitbuechern.de habe ich vorsorglich schon einmal gesichert. Wo Sie derzeit zum Ursprungsartikel der Aktion weitergeleitet werden, könnte künftig eine eigene Website entstehen.
Denkbar wäre Vieles von einer reinen Aggregationsseite für die Aktion über eine eigene Plattform zum Netzwerken bis hin zu einem Anzeigenverzeichnis für den Buchmarkt à la Craigslist. Ich bin gespannt auf Ihre Ideen und freue mich auf das Treffen im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.
Links zu der Aktion „Ich mach was mit Büchern“:
http://wasmitbuechern.de
http://facebook.com/wasmitbuechern
http://twitter.com/wasmitbuechern
Leander Wattig
Berater bei content-press und Autor eines Blogs über Medientrends
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