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Leander Wattig: Offenheit ist keine Altersfrage

Leander Wattig: Offenheit ist keine Altersfrage

Schüler des mediacampus frankfurt warnen vor zu großer Offenheit gegenüber den “neuen” Medien, weil sie fürchten, dass darüber das Buch vergessen wird. Aber eigentlich geht es doch weniger um das papierne Buch als vielmehr um das, wofür es steht.Es wird ja zu Recht betont, dass Offenheit gegenüber digitalen Medien und den Chancen neuer Technologien keine Altersfrage sei. In vielen Fällen sind es aber ältere Leute, die diesbezüglich eher skeptisch sind. Um zu zeigen, dass es auch anders geht, wird dann gern auf einzelne Beispiele von Menschen über 50 verwiesen, die gegenüber digitalen Medien sehr aufgeschlossen sind.

Dass das Alter nicht der entscheidende Faktor ist, zeigt auch das folgende Beispiel – aber anders herum. Hier sind es gerade junge Leute, die sich gegen “neue” Medien aussprechen. Schüler des mediacampus frankfurt warnen vor zu großer Offenheit gegenüber den “neuen” Medien, weil sie fürchten, dass darüber das Buch vergessen wird. Daher haben sie einen offenen Brief an die Geschäftsführerin des mediacampus geschrieben, in dem es u.a. heißt:

Für uns ist Wirtschaft ein Mittel für den Zweck Buch, und nicht das Buch der zufällige Gegenstand des Wirtschaftens.

Wir hoffen, dass das Medium Buch seine zentrale Stellung auf dem mediacampus behält.
Wir sehen die Gefahr, dass der Schwerpunkt zu einseitig auf die Neuen Medien gesetzt wird – es wäre nicht die erste Blase, die platzt.

Der komplette Brief findet sich beim Literaturcafé.

Der Brief hat viel Aufmerksamkeit bekommen in den letzten Tagen. Vielerorts mischten sich auch kritische Töne in die Reaktionen. Daher haben die Schüler inzwischen eine Diskussion vorgeschlagen:

Bevor wir uns einstweilen in die IHK-Prüfungsvorbereitung verabschieden schlagen wir eine Podiumsdiskussion vor, an der zum Beispiel 2 Mitglieder des Börsenvereins, 2 VertreterInnen der Schule und 2 Auszubildende teilnehmen.

Ich finde solche Diskussionen super, weil sie am Ende immer etwas bringen – für alle Seiten. Was ich spontan beim Lesen des Briefes vermisst habe, ist eine Orientierung auf den Kern der Sache. Es geht doch weniger um das papierne Buch als vielmehr um das, wofür es steht. Um das zu bewahren, ist aus meiner Sicht aber gerade eine Offenheit für die “neuen” Medien notwendig. Sonst dominieren bald ausschließlich die so genannten Branchenfremden den Markt, und denen sind das Buch und wofür es steht oft herzlich egal.

Zudem ist mir der Brief zu wenig konstruktiv. In Zeiten des Wandels sieht man immer zuerst, was nicht mehr so gut funktioniert. Die Lösungsansätze müssen erarbeitet werden. 1450 war auch noch nicht klar, wie unser Buchmarkt später aussehen würde. Das gilt es zu erkämpfen. Hier fehlen mir im Brief aber die konstruktiven Vorschläge und Angebote. Kritisieren ist leicht. Befürchten auch. Gestalten schon weniger. Und wer soll die Zukunft gestalten, wenn nicht der Branchennachwuchs? Zudem gibt es gerade für Nachwuchsleute Chancen zuhauf. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum das oft so wenig positiv gesehen wird.

Den Vorschlag für eine Podiumsdiskussion finde ich grundsätzlich gut. Aber warum wieder ein so enger Kreis der Diskutanten? Warum nicht auch ein paar Web-Leute einladen, um so den Blick zu weiten? Schließlich sind bspw. Blogger auch eine Art neuer Kleinverleger. Oder warum nicht jemand aus dem Musik- oder aus dem Film- oder aus dem Games-Markt einladen? Auch Programmierer wären eine Bereicherung.

Leander Wattig

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